Politik

Korruption und schwacher Staat Afghanistan Jahrzehnte am Tropf

Mann und Esel nahe Baglan.

Mann und Esel nahe Baglan.

(Foto: Reuters)

Am Montag soll auf einer Konferenz in Bonn über die Zukunft Afghanistans beraten werden. Diese sieht alles andere als rosig aus. Experten glauben, dass das land noch Jahrzehnte Hilfe braucht. die Sicherheitslage habe sich "kontinuierlich verschlechtert". im Schlimmsten Fall beginne eine "neue Runde des Bürgerkriegs".

Kurz vor der in Bonn hat die Organisation Human Rights Watch die prekäre Menschenrechtslage in Afghanistan kritisiert und den Westen zu einem stärkeren Engagement in diesem Bereich aufgerufen. Zwar gebe es zehn Jahre nach dem Sturz der radikal-islamischen Taliban Verbesserungen im Land, sagte der Asien-Direktor von Human Rights Watch, Brad Adams. Der Alltag der Afghanen werde jedoch noch immer von schlechter Regierungsführung und einem schwachen Rechtsstaat bestimmt.

Afghanistan ist noch weit von Frieden und Wohlstand entfernt.

Afghanistan ist noch weit von Frieden und Wohlstand entfernt.

(Foto: dapd)

Zudem litten die Menschen unter dem andauernden und den damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen, die auch von regierungstreuen Milizen und afghanischen Sicherheitskräften ausgingen, so Adams. Von den Konferenzteilnehmern forderte Human Rights Watch, vor allem diesem Problem größere Beachtung zu schenken.

Afghanische Menschenrechtler veröffentlichten unterdessen eine Studie, in der die meisten der 1500 Befragten die Sicherheitslage im Land beklagen. Vielerorts habe sich die Situation zuletzt "kontinuierlich verschlechtert", heißt es in dem Bericht von 14 Nichtregierungsorganisationen. Viele Afghanen fühlten sich "gefangen" zwischen Aufständischen und Sicherheitskräften. Gleichzeitig werden die Aufständischen dazu aufgerufen, auf dem Verhandlungsweg eine Einigung mit der afghanischen Regierung zu suchen.

Warnung vor Zusammenbruch

Noch ist ganz unklar, wie es weiter geht nach dem Abzug der westlichen Streitkräfte.

Noch ist ganz unklar, wie es weiter geht nach dem Abzug der westlichen Streitkräfte.

(Foto: Reuters)

Ohne massive internationale Finanzhilfen droht Afghanistan nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen Ende 2014 laut Experten der Zusammenbruch. "Afghanistan wird noch Jahrzehnte lang Unterstützung brauchen", sagte der Ko-Direktor des Afghanistan Analysts Network (AAN), Thomas Ruttig. Dort will die Staatengemeinschaft am Montag über die Unterstützung des Landes nach 2014 beraten. Um konkrete Summen soll es dabei nicht gehen.

Im schlechtesten Fall "bleibt das Geld aus, die Institutionen brechen zusammen, und es beginnt eine neue Runde des Bürgerkriegs", sagte Ruttig. Selbst ohne Krieg werde Afghanistan noch lange eines der ärmsten Entwicklungsländer bleiben. Die Anwesenheit ausländischer Truppen sei bei aller angebrachten Kritik ein stabilisierender Faktor. Sie verhindere nicht nur eine erneute ungehinderte Machtübernahme durch die Taliban, "sondern auch, dass die Warlords auf der Seite von Präsident Hamid Karsai aufeinander losgehen".

Präsident Hamid Karsai hat viel an Glanz verloren.

Präsident Hamid Karsai hat viel an Glanz verloren.

(Foto: dpa)

Die Konferenz in Bonn sei wichtig, "weil man der afghanischen Bevölkerung und Regierung natürlich sagen muss, dass wir sie nach 2014 nicht alleinlassen", sagte Ruttig. "Ob unsere Regierungen aber in der Lage sein werden, dieses Versprechen auch in Euro umzusetzen, bezweifle ich. Was passiert, wenn wieder ein paar Banken gerettet werden müssen?

Sicherheitskräfte kaum bezahlbar

Sorgen machten die Kosten für die 352.000 Soldaten und Polizisten, die ab 2014 Verantwortung für die Sicherheit übernehmen sollen, sagte Ruttig. Obwohl diese Soll-Stärke noch nicht erreicht sei, kosteten die Sicherheitskräfte schon jetzt sechs bis acht Milliarden Dollar im Jahr - "so viel wie die gesamten Staatseinnahmen".

Sollten Gehälter mangels ausländischer Hilfe nicht mehr gezahlt werden können, drohten Armee und Polizei auseinanderzubrechen, sagte der langjährige Landeskenner. Zu einem solchen Szenario sei es schon 1992 gekommen, nachdem Russland seine Unterstützung für die damalige Kabuler Regierung eingestellt hatte.

Quelle: ntv.de, dpa

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