Politik

Radioaktive Lösung verdoppeltAsse-Betreiber ändert Pläne nicht

15.12.2010, 11:27 Uhr

Wenn das einsturzgefährdete Atommüll-Endlager Asse II nicht sowieso schon geschlossen werden sollte, würde es nun höchste Zeit. In einer Kammer verdoppelt sich die Menge der radioaktiven Flüssigkeit, doch das BfS ist bei seiner Planung schon vom schlechtesten Fall ausgegangen.

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Es gibt keine guten Neuigkeiten von der Asse. (Foto: picture alliance / dpa)

Der Anstieg radioaktiver Flüssigkeit im maroden Atommülllager Asse wird die Pläne zum Herausholen der Fässer nach Einschätzung des Betreibers nicht erschweren. "Das Sicherheitskonzept muss nicht verschärft werden, wir sind schon vom Worst Case ausgegangen", sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter.

Allerdings habe der Vorfall eine "neue Qualität", weil zum ersten Mal Zutrittswasser, das von außen eindringt, mit einer Lagerkammer mit radioaktivem Abfall in Kontakt komme. In dem einsturzgefährdeten Atommüllllager bei Wolfenbüttel hat sich die Menge radioaktiver Flüssigkeit vor der Kammer 8 unter Tage verdoppelt. Im Vergleich zum letzten Halbjahr werden jetzt acht statt vier Liter der radioaktiv belasteten Salzlösung pro Tag vor der Einlagerungskammer 8 aufgefangen, hatte das BfS am Dienstag mitgeteilt. Darin liegen 11.278 Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen.

Auch die Konzentration an radioaktivem Cäsium-137 in der Salzlösung sei gestiegen. Die Lösung trete wahrscheinlich aus dem Deckgebirge zu und nehme auf ihrem Weg durch die Lagerkammer 8 Radionuklide auf. Das BfS vermutet, dass der gestiegene Zufluss durch die Kammer 8 im Zusammenhang mit der Füllung einer daneben liegenden Kammer steht, in der aber keine radioaktiven Abfälle entsorgt wurden.

Rückholmethode anpassen

Udo Dettmann vom Asse-II-Koordinationskreis befürchtet, dass sich die eingelagerten Fässer durch die Feuchtigkeit auflösen könnten. "Die Rückholung der Fässer bleibt weiterhin Pflicht", betonte der Atomkraftgegner. Allerdings müsse der Betreiber sein Rückholkonzept überdenken. "In den Kammern befindet sich ein Gemisch aus Fässern, Atommüll und kontaminiertem Salz. Es ist zu überlegen, ob man nicht auch mit Löffelbaggern, statt allein mit Greifern arbeitet."

Das ehemalige Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel ist einsturzgefährdet, weil täglich Wasser von außen eindringt. Die Strahlenschutzbehörde will die insgesamt 126.000 eingelagerten Atommüllfasser herausholen - ein bislang einmaliges und schwieriges Vorhaben. Planungsarbeiten dafür haben bereits begonnen.

Quelle: dpa