Therapie für Krebspatienten Chile baut offiziell Marihuana an
30.10.2014, 10:44 Uhr
Exakt 425 Cannabispflanzen werden in Chile als Pilotprojekt für therapeutische Zwecke angebaut.
(Foto: REUTERS)
Es ist ein historischer Schritt für Krebspatienten in Chile: Offiziell züchtet das Land jetzt Cannabis für Therapiezwecke. Zwar ist die Ernte zunächst nur für ausgewählte Patienten verfügbar - doch die Regierung versucht das in Zukunft zu ändern.
Chile ist das erste Land in Lateinamerika, das ganz offiziell Cannabis zu therapeutischen Zwecken anbaut. Bei einer Zeremonie in Santiago de Chile wurde die erste Ladung Hanfsamen für die spätere Einpflanzung auf einem Kommunalgelände im Süden der Hauptstadt vorbereitet. "Das ist ein historischer Moment der Erleichterung für alle Leidenden", erklärte die Daya-Stiftung, die sich für die medizinische Marihuana-Nutzung engagiert.
Der genaue Ort der Zuchtanlage ist geheim, außerdem soll das Gelände mit einem elektrischen Stacheldrahtzaun vor Dieben gesichert werden. Spätestens im April soll dann die erste Ernte eingefahren werden. Einen Monat später soll mit der kostenlosen Verteilung des extrahierten Cannabis-Öls an rund 200 ausgewählte Krebspatienten begonnen werden. Die Empfänger nehmen an einer klinischen Studie teil, die den therapeutischen Erfolg des Programms untersuchen soll.
Die Genehmigung für den Anbau von exakt 425 Hanfpflanzen hatte in Chile eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst, da Cannabis in der Gesetzgebung des Andenstaats noch immer als harte Droge definiert wird. Eine ähnliche Ausnahmeerlaubnis für eine Privatfirma im Jahr 2011 war von den Behörden nachträglich rückgängig gemacht worden. Die Regierung der sozialistischen Präsidentin Michelle Bachelet setzt sich dafür ein, Marihuana als weiche Droge einzustufen und damit sowohl die Strafen für den Handel als auch die bürokratischen Hemmnisse für eine therapeutische Nutzung zu reduzieren.
Zwar hatte Uruguay im vergangenen Dezember als erstes Land der Welt den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert. Allerdings wurde das Gesetz bislang noch nicht vollständig in die Praxis umgesetzt.
Quelle: ntv.de, hla/AFP