Politik

Franzosen über Kreuz EPR-Reaktoren offenbar unsicher

In Frankreich bricht nach einem Warnbrief mehrerer Atomaufsichtsbehörden eine Debatte über die Sicherheit der neuen Generation von Atomreaktoren los. Greenpeace appelliert an Paris, den Bau des EPR-Reaktors im nordfranzösischen Flamanville einzustellen.

Um Europas Prestige-Reaktor ist ein Nervenkrieg entbrannt.

Um Europas Prestige-Reaktor ist ein Nervenkrieg entbrannt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Hintergrund ist ein Warnschreiben der französischen, britischen und finnischen Atomsicherheitsbehörden, die Nachbesserungen bei der Sicherheit des EPR-Reaktors verlangen. Es sei insbesondere notwendig, das Steuersystems des Reaktors im Notfall unabhängig vom normalen Betriebssystem zu machen, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Der Atomkonzern Areva betont, dass die Sicherheit des Reaktors nicht gefährdet sei und an Lösungen gearbeitet werde.

Frankreich verlängert Laufzeiten der Alten

Während in Deutschland nach dem Wahlsieg von Union und FDP der Streit um die Laufzeiten der Atomkraftwerke an Schärfe gewinnt, wurden in Frankreich die Weichen dafür schon längst gestellt. Mehrere der ältesten Meiler werden derzeit einer intensiven Inspektion unterzogen. Das vom staatlichen Energiekonzern EDF verfolgte Ziel ist jeweils das gleiche: Die Laufzeit der Anlagen, die vor 30 Jahren in Betrieb genommen wurden, sollen um weitere zehn Jahre verlängert werden.

Das Kraftwerk in Tricastin sorgte in der letzten Zeit mehrfach für Schlagzeilen.

Das Kraftwerk in Tricastin sorgte in der letzten Zeit mehrfach für Schlagzeilen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Dabei gelten sowohl Fessenheim als auch Tricastin als besonders pannenanfällige Kraftwerke. So waren in dem Atommeiler am Oberrhein bereits bei der letzten Großinspektion 1999 deutliche Zeichen von Materialermüdung festgestellt worden, unter anderem am Reaktorbehälter, dem Herz der Anlage. Seither wurden zahlreiche sicherheitsrelevante Pannen gemeldet, allein im vergangenen Jahr sieben.

Die Atomkraftgegner sind überzeugt, dass der Beschluss für eine Laufzeitverlängerung längst gefallen ist. Im Haushalt von EDF werde schon seit 2003 eine 40-jährige Betriebsdauer der 34 französischen Druckwasserreaktoren mit einer Kapazität von 900 Megawatt zugrunde gelegt, sagt der Sprecher der Anti-Atominitiative Sortir du Nucléaire, Stéphane Lhomme.

Einsparungen in Milliardenhöhe

EDF erhofft sich von den Laufzeitverlängerungen Einsparungen in Milliardenhöhe. Nicht von ungefähr signalisierte der Konzern bereits, er peile sogar Laufzeiten von 60 Jahren an. Dafür spricht aus Sicht des Stromriesen auch, dass sich der Bau der nächsten Reaktorgeneration (EPR) als langwieriger und kostspieliger herausstellt als zunächst angenommen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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