"News of the World"-Skandal Enthüllungsjournalist tot
19.07.2011, 07:27 Uhr
Die letzte Ausgabe der "News of the World".
(Foto: Reuters)
Der Reporter Sean Hoare bringt brisante Informationen über die Arbeitsweise des Boulevardblatts "News of the World" ans Licht. Die Folgen sind bekannt: Medienmogul Murdoch gerät in Erklärungsnot, die Zeitung muss schließen, hochrangige Beamte treten zurück. Jetzt wird der Journalist tot in seiner Wohnung aufgefunden. "Nicht verdächtig", meint Scotland Yard, der selbst in die Affäre verwickelt ist.
Der Abhörskandal in Großbritannien wird immer dramatischer: Ein früherer Reporter des Boulevardblatts "News of the World", der brisante Details der Affäre öffentlich gemacht hatte, ist tot. Die Leiche des Enthüllungsjournalisten Sean Hoare sei in seinem Haus in Watford nördlich von London entdeckt worden, teilte Scotland Yard mit. Die Umstände des Todes erschienen jedoch nicht verdächtig. Laut der Zeitung "The Guardian" hatte Hoare seit Jahren Alkohol- und Drogenprobleme.
In Interviews hatte der Journalist im vergangenen Jahr behauptet, dass der frühere Chefredakteur der mittlerweile eingestellten Boulevardzeitung "News of the World" und spätere Pressechef von Premierminister David Cameron, Andy Coulson, über das Abhören von Handys informiert gewesen sei.
Der Medienunternehmer Rupert Murdoch hatte sich Anfang Juli zur Schließung des Blattes gezwungen gesehen, nachdem herausgekommen war, dass Journalisten nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt hatten.
Scotland Yard selbst im Zwielicht
Zuletzt war in der Affäre auch die Londoner Polizeibehörde Scotland Yard unter Beschuss geraten. Nachdem Polizeichef Paul Stephenson am Sonntagabend wegen angeblichen Verbindungen seiner Behörde zu News International zurücktrat, folgte am Montag der ranghohe Beamte . Er hatte 2009 entschieden, dass trotz neuer Vorwürfe keine neuen Ermittlungen aufgenommen wurden.
Die Hackergruppe Lulz Security knackte unterdessen die Internetseite der Boulevardzeitung "The Sun" und vermeldete in einer Falschmeldung den angeblichen Tod Murdochs. Die Zeitung löschte die Meldung, wonach der 80-Jährige tot in seinem Garten aufgefunden wurde, kurz nach der Veröffentlichung am Montagabend. Eine Sprecherin von News International sagte, die britische Zeitungsgruppe habe Kenntnis von dem Onlineangriff.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts