Gefährliche Gasblase unter Gorleben? Erkundungen gehen weiter
01.10.2010, 15:46 Uhr
Die Sprenglöcher sind bereits markiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Salzstock im niedersächsischen Gorleben wird erneut auf seine Eignung als Atomendlager geprüft. Bisher nicht weiter beachtete Gasvorkommen nahe des Salzstocks rufen die Atomkraftgegner auf den Plan – sie wollen sich querstellen. Für die schwarz-gelbe Bundesregierung dürfte der Weg hin zu einem Endlager in Gorleben unbequem werden.
Nach zehn Jahren Unterbrechung sind die Untersuchungen für ein Atomendlager im Salzstock Gorleben wieder angelaufen. Die Wiederaufnahme der Erkundung heizt den Protest an - die Fronten zwischen Anti-Atom-Initiativen und der schwarz-gelben Bundesregierung sowie den Energiekonzernen werden härter. Das Deutsche Atomforum bezeichnete die Gorleben-Untersuchung als Zeichen der Vernunft und als längst überfällig. Atomkraftgegner kündigten dagegen massiven Widerstand an.
Gefährliche Gasfunde unter dem Salzstock
Bisher nicht weiter beachtete Gasvorkommen nahe des Salzstocks in Gorleben haben bei Wiederaufnahme der Erkundung für scharfe Kritik der Linkspartei gesorgt. Der Historiker Anselm Tiggemann hatte am Donnerstag im Gorleben-Untersuchungsausschuss des Bundestags darauf hingewiesen, dass es schon ganz zu Beginn der Debatte um Gorleben als mögliches Atommüll-Endlager Anfang 1977 in der niedersächsischen Landesregierung Bedenken gegen das Projekt gegeben habe. Grund waren Gasfunde in der Nähe auf DDR-Seite.
"Es hieß dann, dass bei einer Entscheidung von Gorleben dieser Umstand weiter untersucht werden müsste", sagte Tiggemann nach Angaben des Bundestags. Ihm sei nicht bekannt, dass dieser Umstand in weiteren Gutachten eine Rolle gespielt habe. Wissenschaftler hätten gewarnt, dass es bei Gasbohrungen zu Erdabsenkungen und gefährlichen Verschiebungen im Salzstock kommen könne. Auch habe das Aktenstudium nicht ergeben, dass DDR-Behörden seinerzeit wegen der Gasfunde und der resultierenden Risiken kontaktiert worden seien.
"Keinen Cent mehr für die Erkundung"

Die Proteste werden nicht nachlassen, versprechen Greenpeace und andere Atomkraftgegner.
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Die energiepolitische Sprecherin der Linke-Fraktion, Dorothée Menzner, forderte angesichts dieser Informationen über mögliche Gasvorkommen einen sofortigen Stopp der offiziell wieder aufgenommenen Erkundung. "Man hat das Problem verschwiegen, wohl in dem Bewusstsein, dass Gasvorkommen unter dem Salzstock das Aus für Gorleben als Atommüll-Endlager bedeutet." Es dürfe kein einziger Cent mehr in die Erkundung des Salzstocks Gorleben gesteckt werden.
Die Atomwirtschaft hat bisher rund 1,5 Milliarden Euro in die rund 30 Jahre andauernde Prüfung Gorlebens investiert und hält den Standort für geeignet. Umweltschützer warnen vor unkalkulierbaren Risiken. Um bei der Erkundung des Salzstocks rasch voranzukommen, sollen als letztes Mittel auch wieder Enteignungen möglich sein. Durch die geplanten durchschnittlich 12 Jahre längeren Atomlaufzeiten wird die Menge an hoch radioaktivem Müll laut Bundesamt für Strahlenschutz auf insgesamt 21.600 Tonnen steigen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa