Politik

Staatsanwalt ermittelt Häftlinge unter Folterverdacht

Von Resozialisierung kann kaum die Rede sein: Im Gefängnis von Herford sollen zwei Jugendliche einen Mithäftling gefoltert haben.

Zumindest für die Insassen nicht immer sicher: eine Haftanstalt.

Zumindest für die Insassen nicht immer sicher: eine Haftanstalt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Zudem sollen sie ihr 17-jähriges Opfer zum Selbstmord aufgefordert haben, wie der Bielefelder Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung". Baumgart zufolge wird gegen die beiden Beschuldigten ermittelt. Sie bestreiten aber die Vorwürfe.

Die Jugendlichen sollen demnach den 17-jährigen Mithäftling unter anderem mit einer Gardine gedrosselt und mit einem Besenstiel geschlagen haben. Zudem sollen sie ihn aufgefordert haben, sich mit der Gardine zu erhängen. Der Vorfall soll sich im Sommer vergangenen Jahres in der Justizvollzugsanstalt Herford ereignet haben. Zeugen berichteten Baumgart zufolge von den Vorwürfen. Sie wussten demnach aber nur vom Hörensagen davon.

Allerdings habe auch der 17-Jährige in einem Verfahren gegen ihn selbst die Vorwürfe zum Teil bestätigt, sagte der Oberstaatsanwalt. Der Anwalt des Jugendlichen, Peter Wüller, sagte dem Bielefelder "Westfalen-Blatt": "Er hatte bis dahin aus Angst vor Repressalien geschwiegen." Derzeit befindet sich der junge Mann laut Baumgart zu einer "sozialen Maßnahme" in der Türkei. Die Staatsanwaltschaft will ihn nach seiner Rückkehr zu den Vorwürfen befragen und danach entscheiden, ob sie Anklage erhebt.

Vorwürfe abgestritten

Neben den 16 und 17 Jahre alten Hauptbeschuldigten wird laut Staatsanwaltschaft noch gegen zwei weitere junge Männer ermittelt, die am Rande beteiligt gewesen sein sollen. Von den vier Beschuldigten stritten drei die Vorwürfe dem Oberstaatsanwalt zufolge ab. Der vierte Beschuldigte müsse noch vernommen werden.

Die Vorwürfe wecken Erinnerungen an den Foltermord in der JVA Siegburg. Dort hatten drei Häftlinge im November 2006 einen Mitgefangenen stundenlang misshandelt und schließlich getötet. Der Mord an dem Häftling Hermann H. hatte wegen seiner Brutalität bundesweit Entsetzen ausgelöst. Die Täter wurden inzwischen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Quelle: ntv.de, AFP

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