Trinkwasser in GefahrGroße Risiken bei CO2-Endlagern

Der Traum von der sauberen Stromgewinnung aus Kohle könnte sich als Utopie erweisen. Seit Monaten ringen Regierung und die Länder um ein Gesetz zur Abscheidung und unterirdischen Lagerung des Klimakillers Kohlendioxid. Ein Gutachten warnt jetzt vor den Risiken. Die CCS-Technik droht ein Flop zu werden.
Die Lagerung von klimaschädlichem
Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken in tiefen Erdschichten birgt einem Gutachten zufolge
Risiken. Der hohe Druck, der zur Verpressung des CO2 erforderlich ist, könne zu
Lecks führen, heißt es in der in Berlin vorgestellten Analyse des Geologen Ralf
Krupp für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Neben Gesundheitsgefahren
durch freiwerdendes CO2 könne es auch zu einer Trinkwasser-Versalzung durch das
Kohlendioxid kommen. Die Industrie warnte vor Panikmache.
Seit Wochen verhandelt die
Bundesregierung mit den Bundesländern über den Gesetzentwurf für die umfangreiche
Erprobung des sogenannten CCS-(Carbon dioxide capture and storage)-Verfahrens. Dabei
soll CO2 in der Industrie und bei der Kohleverbrennung zur Stromgewinnung abgeschieden
und per Pipeline unter die Erde verpresst werden. Auch in schwarz-gelb regierten
Ländern wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein gibt es Widerstände gegen mögliche
CO2-Endlager. Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums sagte: "Die Abstimmung
über den CCS-Gesetzentwurf läuft noch."
Vattenfall weist Studie zurück
Das Unternehmen Vattenfall,
das ein CCS-Pilotprojekt am Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg betreibt,
wies die BUND-Studie zurück. Die Verpressung von CO2 in die Erdspeicher erfolge
langsam und unter stetiger Druckkontrolle, um die Deckschichten nicht zu gefährden,
sagte eine Sprecherin. Auch eine Trinkwasser-Gefährdung bestehe nicht. Das oberflächennahe
Grundwasser, aus dem Trinkwasser gewonnen wird, sei von der CO2-Speicherung nicht
betroffen.
Umweltminister Norbert Röttgen
(CDU) hatte wiederholt CCS als Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel angepriesen.
Zusammen mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) legte er im Juli einen Referentenentwurf
für die CCS-Erprobung vor, seitdem hakt das Verfahren aber vor allem wegen der Bund-Länder-Differenzen.
"Grüner Deckmantel" für Kohle
Der Grünen-Energieexperte
Oliver Krischer betonte: "Das Gutachten bestätigt, dass es widersinnig ist,
gegen den Willen der Bevölkerung Braunkohle zu verstromen und dann unter ihrem Boden
das CO2 zu verpressen – ohne mögliche Risiken wie etwa die Gefährdung von Trinkwasservorkommen,
auch nur einschätzen zu können." Es sei nicht sinnvoll, Millionen in "fragwürdige
CCS-Projekte" zu stecken.
BUND-Energieexperte Robert
Pörschmann forderte: "Das CCS-Gesetz darf nicht verabschiedet werden, wenn
die Sicherheit für Mensch und Umwelt nicht gewährleistet werden kann." Letztlich
sei das Ganze nur ein "grüner Deckmantel" für den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken.
Dies vermeide der Gesetzesentwurf aber, indem er die Freiwilligen Dienste weitgehend
gleichstelle und auch die Bundesförderung für bereits existierende Angebote der
Länder aufstocke.