Politik

Trinkwasser in GefahrGroße Risiken bei CO2-Endlagern

18.11.2010, 17:09 Uhr
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CO2-Speichertanks im Vattenfall-Versuchskraftwerk in Spremberg. (Foto: picture alliance / dpa)

Der Traum von der sauberen Stromgewinnung aus Kohle könnte sich als Utopie erweisen. Seit Monaten ringen Regierung und die Länder um ein Gesetz zur Abscheidung und unterirdischen Lagerung des Klimakillers Kohlendioxid. Ein Gutachten warnt jetzt vor den Risiken. Die CCS-Technik droht ein Flop zu werden.

Die Lagerung von klimaschädlichem

Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken in tiefen Erdschichten birgt einem Gutachten zufolge

Risiken. Der hohe Druck, der zur Verpressung des CO2 erforderlich ist, könne zu

Lecks führen, heißt es in der in Berlin vorgestellten Analyse des Geologen Ralf

Krupp für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Neben Gesundheitsgefahren

durch freiwerdendes CO2 könne es auch zu einer Trinkwasser-Versalzung durch das

Kohlendioxid kommen. Die Industrie warnte vor Panikmache.

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Eine Leitung für verflüssigtes und bei der Kohleverbrennung abgetrenntes CO2 am Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Spremberg. (Foto: picture alliance / dpa)

Seit Wochen verhandelt die

Bundesregierung mit den Bundesländern über den Gesetzentwurf für die umfangreiche

Erprobung des sogenannten CCS-(Carbon dioxide capture and storage)-Verfahrens. Dabei

soll CO2 in der Industrie und bei der Kohleverbrennung zur Stromgewinnung abgeschieden

und per Pipeline unter die Erde verpresst werden. Auch in schwarz-gelb regierten

Ländern wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein gibt es Widerstände gegen mögliche

CO2-Endlager. Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums sagte: "Die Abstimmung

über den CCS-Gesetzentwurf läuft noch."

Vattenfall weist Studie zurück

Das Unternehmen Vattenfall,

das ein CCS-Pilotprojekt am Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg betreibt,

wies die BUND-Studie zurück. Die Verpressung von CO2 in die Erdspeicher erfolge

langsam und unter stetiger Druckkontrolle, um die Deckschichten nicht zu gefährden,

sagte eine Sprecherin. Auch eine Trinkwasser-Gefährdung bestehe nicht. Das oberflächennahe

Grundwasser, aus dem Trinkwasser gewonnen wird, sei von der CO2-Speicherung nicht

betroffen.

Umweltminister Norbert Röttgen

(CDU) hatte wiederholt CCS als Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel angepriesen.

Zusammen mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) legte er im Juli einen Referentenentwurf

für die CCS-Erprobung vor, seitdem hakt das Verfahren aber vor allem wegen der Bund-Länder-Differenzen.

"Grüner Deckmantel" für Kohle

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In Brandenburg regt sich Unmut. (Foto: dpa)

Der Grünen-Energieexperte

Oliver Krischer betonte: "Das Gutachten bestätigt, dass es widersinnig ist,

gegen den Willen der Bevölkerung Braunkohle zu verstromen und dann unter ihrem Boden

das CO2 zu verpressen – ohne mögliche Risiken wie etwa die Gefährdung von Trinkwasservorkommen,

auch nur einschätzen zu können." Es sei nicht sinnvoll, Millionen in "fragwürdige

CCS-Projekte" zu stecken.

BUND-Energieexperte Robert

Pörschmann forderte: "Das CCS-Gesetz darf nicht verabschiedet werden, wenn

die Sicherheit für Mensch und Umwelt nicht gewährleistet werden kann." Letztlich

sei das Ganze nur ein "grüner Deckmantel" für den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken.

Dies vermeide der Gesetzesentwurf aber, indem er die Freiwilligen Dienste weitgehend

gleichstelle und auch die Bundesförderung für bereits existierende Angebote der

Länder aufstocke.

Quelle: dpa