Steinigungsurteil und TV-Geständnis Große Sorge um Aschtiani
14.08.2010, 10:35 UhrSakine Mohammadi-Aschtiani soll ihren Mann betrogen und den Mord an ihm beobachtet haben. Nach ihrem dem Fernsehgeständnis könnte ihre Steinigung nun unmittelbar bevorstehen.
Die Steinigung der zum Tode verurteilten Iranerin Sakine Mohammadi-Aschtiani steht nach Einschätzung der Organisation Human Rights Watch (HRW) womöglich unmittelbar bevor. Durch das vom Staatsfernsehen übertragene angebliche Geständnis der 43-Jährigen sei die "ohnehin ernste Sorge", dass der Iran ihre Todesstrafe vollstrecken werde, noch einmal gewachsen, teilte die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation mit.
"Die Männer, die den Iran regieren, schämen sich offensichtlich nicht, zunächst die barbarische Strafe zum Tod durch Steinigung auszusprechen und dann auf ein Fernsehgeständnis zurückzugreifen", erklärte HRW-Frauenrechtsexpertin Nadya Khalife. Es gebe "gute Gründe" zu glauben, dass das "sogenannte Geständnis erzwungen" worden sei.
Hoffnungszeichen
Die iranische Menschenrechtlerin Mina Ahadi sieht hingegen, dass die internationalen Proteste Wirkung zeigen. "Die werden sich jetzt hundertmal überlegen, ob sie die Steinigung wirklich ausführen wollen", sagte die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime der "Leipziger Volkszeitung". Der weltweite Protest, der auch von Regierungen gegen die Steinigung ausgesprochen werde, setze das Regime in Teheran unter Druck.
Die Steinigung sei vor allem eine politische Machtdemonstration. Die Machthaber in Teheran wollten der Welt zeigen, dass sie jede Einmischung von außen ignorieren können. "Doch je mehr Regierungen jetzt protestieren, desto schwieriger wird es für Teheran, das Entsetzen über ihre menschenverachtende Brutalität zu ignorieren", sagte Ahadi. Auch in der iranischen Bevölkerung wachse der Widerstand gegen die Todesstrafe, auch weil es kaum noch eine Familie gebe, die nicht Angehörige auf diese Weise verloren habe.
Brasilianisches Angebot abgelehnt
Das Steinigungsurteil hatte Proteste zahlreicher Regierungen und Menschenrechtsorganisationen ausgelöst. Ein Angebot des brasilianischen Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der der Verurteilten Asyl angeboten hatte, wies der Iran zurück. Im Juli hatte Teheran die Vollstreckung des Steinigungsurteils vorerst ausgesetzt.
Eine als Mohammadi-Aschtiani vorgestellte Frau hatte am Mittwoch im iranischen Fernsehen zugegeben, dass ihr Liebhaber ihr vorgeschlagen habe, ihren Ehemann zu töten. Sie sei dann bei dem Mord selbst zugegen gewesen. Die Frau war nicht zu erkennen, sie trug einen schwarzen Tschador, der nur ihre Nase und ein Auge frei ließ.
Mohammadi-Aschtianis Anwalt Dschavid Kian sagte Human Rights Watch, er rechne damit, dass die iranischen Behörden in den nächsten Tagen über die Vollstreckung der Strafe entscheiden. Sie war nach heftigen internationalen Protesten im Juli zunächst ausgesetzt worden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP