Politik

Im Visier der Union Immer mehr Konvertiten

Die Zahl der zum Islam übergetretenen Deutschen ist stark gestiegen. Hatten sich 2005 noch etwa 1000 Deutsche für die Religion entschieden, waren es im vergangenen Jahr schon rund 4000, wie das Zentralinstitut Islam-Archiv berichtet. Von den derzeit knapp 3,3 Millionen in Deutschland lebenden Muslimen sind demnach 18.000 deutschstämmig. Dem Institut in Soest werden Neuzugänge von den deutschen Moschee-Gemeinden gemeldet.

Der Leiter des Instituts, Salim Abdullah, führt den starken Zulauf von Deutschen auf die seiner Meinung nach stärker werdende allgemeine Islamophobie zurück. "Immer wenn der Islam unter Generalverdacht steht, solidarisieren sich viele Menschen mit dieser Religion", sagte Abdullah der "Berliner Zeitung". Dieser "Solidarisierungseffekt" sei schon seit den Anschlägen vom 11. September 2001 zu beobachten. Bis dahin seien im Schnitt jährlich nur 250 bis 300 Deutsche übergetreten, meist Frauen, die mit einem Moslem verheiratet waren.

Einen Zusammenhang zwischen erhöhter Gewaltbereitschaft und dem Übertritt zum Islam bestritt Abdullah. Untersuchungen seines Forschungsinstituts hätten zwar gezeigt, dass neu zum Islam Gekommene dazu neigten, alles richtig machen zu wollen. Dieses "Konvertiten-Syndrom" aber gebe es auch in anderen Religionen, erklärte Abdullah.

Union will Konvertiten beobachten

Hans-Christian Ströbele, stellvertretender Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion, warnte davor, Konvertiten unter Generalverdacht zu stellen. Natürlich müsse man im Auge behalten, dass sich unter den Verdächtigen auch Menschen befänden, die zum Islam konvertiert seien, so Ströbele bei n-tv. "Aber es wäre völlig falsch, alle zum Islam Konvertierten zu verdächtigen."

Bayerns Innenminister Günther Beckstein hatte zuvor dafür plädiert, Menschen, die zum Islam übertreten, künftig in bestimmten Fällen überwachen zu lassen. Konvertiten neigten "eindeutig dazu, sich durch besonderen Fanatismus der neuen Religion als würdig erweisen zu wollen", sagte Beckstein dem "Handelsblatt". Wenn die Sicherheitsbehörden von einem Übertritt erführen, sollten sie feststellen, "ob es sich um eine liberale und humane Richtung des Islam handelt oder um eine islamistische", sagte der designierte bayerische Ministerpräsident. Jedoch gebe es kein "Konvertitenregister".

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble warnte ebenfalls vor einer Gefahr durch radikale Konvertiten zum Islam. "Man denkt, wer hier aufwächst und die großen Vorteile unserer freien Gesellschaft genießt, ist immun. Aber einige sind für Radikalisierung empfänglich", sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung. Dies seien gefährliche und fanatische Leute mit hoher krimineller Energie, erklärte Schäuble. "Das besorgt mich sehr."

Quelle: ntv.de

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