Der nächste Kanzler? Jeder Vierte für Guttenberg
20.10.2010, 13:11 Uhr
Guttenberg bezeichnet die Gerüchte als "bizarre Debatte".
(Foto: dapd)
Ob er will oder nicht - Verteidigungsminister Guttenberg ist für einen Teil der Bevölkerung der bessere Kanzler. Viele sehen allerdings keinen Unterschied zwischen Merkel und ihrem Minister. Die Union versucht, die Spekulationen zu beenden. Arbeitsministerin von der Leyen spricht von einer "Phantomdebatte".
Fast jeder vierte Deutsche würde an der Spitze der Bundesregierung einer Umfrage zufolge lieber Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sehen als Kanzlerin Angela Merkel. Fast die Hälfte der von Forsa Befragten vermochten keinen Unterschied zwischen der Amtsinhaberin und dem CSU-Politiker auszumachen. Nur 14 Prozent sagten in der Umfrage für "Stern" und RTL, Guttenberg, der erst seit Februar 2009 der Bundesregierung angehört, wäre schlechter als die seit fünf Jahren amtierende Kanzlerin Merkel.
In einigen Medien wird Guttenberg bereits als Nachfolger Merkels gehandelt, falls die Union bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg im März eine Niederlage einfährt. Angesichts sinkender Umfragewerte war der CDU-Vorsitzenden vorgeworfen worden, sie vernachlässige das konservative Profil der Union und vergraule damit Wähler.
Die CDU-Spitze wendet sich allerdings gegen eine einseitig konservative Politik. "Wir bekennen uns zu unseren konservativen, liberalen und christlich-sozialen Wurzeln. Die CDU ist nicht von jedem ein bisschen, sondern alles in einem", heißt es in einem Antrag für den CDU-Vorstand zum Parteitag Mitte November in Karlsruhe. "Keine dieser Wurzeln ist die alleinig Bestimmende. Man kann sie nicht und darf sie nicht gegeneinander ausspielen."
"Zu viele Fragezeichen"

Wo ist der Unterschied? Viele können ihn zwischen Merkel und Guttenberg nicht entdecken.
(Foto: REUTERS)
Forsa-Chef Manfred Güllner erklärte die Beliebtheit Guttenbergs damit, dass er als jemand wahrgenommen werde, der von außen komme und nicht dem Berliner Politzirkus angehöre. Allerdings dürfe man seine guten Umfragewerte nicht überbewerten, sagte Güllner dem "Stern". Guttenberg werde als netter Kerl angesehen, "aber an seiner Kanzlertauglichkeit gibt es zu viele Fragezeichen. Bislang war er ja auch nie ernsthaft gefordert." Der Forsa-Chef wies zudem darauf hin, dass Merkel bei den Unionsanhängern deutlich mehr Rückhalt habe als Guttenberg.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, die im CDU-Präsidium sitzt, nannte die Kanzlerspekulation um Guttenberg "gespenstisch". Sie sei zwar nicht überrascht, dass ihr Kabinettskollege in der Bevölkerung sehr beliebt sei, sagte von der Leyen dem "Spiegel". Guttenberg sei menschlich integer, die Zusammenarbeit mit ihm sei hervorragend. "Ob er jetzt Kanzler werden muss, das ist allerdings eine Phantomdebatte."
Unionsfraktionschef Volker Kauder hatte bereits vor einigen Tagen ein Ende der Gedankenspiele über einen Kanzlerwechsel gefordert. "Wir müssen regieren und nicht spekulieren", hatte er der "Süddeutschen Zeitung" gesagt. Auch Guttenberg hatte ein Ende der Spekulationen gefordert. "Es ist wirklich eine bizarre Debatte, es ist auch absolut dummes Zeug", sagte der CSU-Politiker dem Bayerischen Rundfunk. "Die Menschen erwarten von der Politik, dass sie sich ihrer Themen und Themenkomplexe annimmt und nicht in Personalspekulationen verfängt."
Quelle: ntv.de, rts/dpa