Politik

"Auf Pharmakonzerne hereingefallen" Kabinett bekommt Extra-Impfung

Der Schweinegrippe-Impfstoff der Firma GlaxoSmithKline gerät immer mehr in die Kritik. Sein Nutzen gilt als unklar, die Risiken scheinen nicht abgeklärt. Die Mitglieder des Bundeskabinetts sollen deshalb mit einem anderen Impfstoff geschützt werden.

Gegen den Schweinegrippe-Impfstoff mit einem Verstärker gibt es viele Vorbehalte.

Gegen den Schweinegrippe-Impfstoff mit einem Verstärker gibt es viele Vorbehalte.

(Foto: AP)

Die Kanzlerin, die Kabinettsmitglieder sowie Beamte der Ministerien und nachgeordneten Behörden sollen mit einem anderen Impfstoff vor der Schweinegrippe geschützt werden als die deutsche Bevölkerung. "Wir haben 200.000 Dosen des nicht-adjuvantierten Impfstoffes Celvapan der Firma Baxter gekauft", sagte der Sprecher des Innenministeriums, Christoph Hübner, dem "Spiegel". Dieser Impfstoff enthält keinen Wirkverstärker ("Adjuvans"); das Serum der Firma GlaxoSmithKline (GSK), das der breiten Bevölkerung gespritzt werden soll, enthält diesen Stoff dagegen schon.

Dem Magazin zufolge zählen auch die Mitarbeiter des Paul-Ehrlich-Instituts zu den Staatsbediensteten. Sie sind für die Zulassung des Impfstoffes zuständig; zugleich obliegt auch ihnen die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Das Institut hatte zuletzt wiederholt seine Entscheidung verteidigt, für die Bevölkerung den Impfstoff von GlaxoSmithKline (GSK) zu beschaffen.

Ludwig über Impfkampagne "unglücklich"

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, sprach von einem "Skandal" und äußerte sich "unglücklich über diese Impfkampagne". Sie werfe zahlreiche Probleme auf, ihr Nutzen sei ungewiss. "Die Gesundheitsbehörden sind auf eine Kampagne der Pharmakonzerne hereingefallen, die mit einer vermeintlichen Bedrohung schlichtweg Geld verdienen wollten."

Weil der GSK-Impfstoff nicht an Schwangeren getestet wurde, muss laut "Spiegel" auch für sie kurzfristig Impfstoff ohne Wirkverstärker besorgt werden. Der zuständige Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder, sagte dem Magazin, derzeit liefen "Gespräche mit Herstellern sowie den Gesundheitsministerien in Frankreich und den USA mit dem Ziel, für Schwangere auch nicht-adjuvantierten Impfstoff zu beschaffen."

Hausärzten von Impfung abgeraten

Scharfe Kritik an der Impfkampagne übten erneut Allgemeinmediziner und Kinderärzte. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Michael Kochen, riet den deutschen Hausärzten im "Spiegel" von der Impfung ab. "Das Schadensrisiko überwiegt den Nutzen."

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, warf der Regierung "wissenschaftliche Falschaussagen" vor. Wie bei Schwangeren gelte auch für unter Dreijährige, dass der Impfstoff an ihnen noch überhaupt nicht getestet sei, "deshalb ist das Risiko einfach zu groß, ihn jetzt bedenkenlos einzusetzen". Kinder hätten ein Immunsystem, das zu Überreaktionen neige, genau die aber könnten durch den Zusatz von Wirkverstärkern ausgelöst werden.

Quelle: ntv.de, AFP

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