Schlimmeres verhindert Kanada feiert seinen Helden: Kevin Vickers
23.10.2014, 09:17 Uhr
Der Angreifer von Ottawa wird vom Sicherheitschef des Parlaments, Kevin Vickers, erschossen. Zahlreiche Parlamentarier und Regierungsvertreter würdigen den 58-Jährigen als "Helden", der ihnen das Leben gerettet habe.
Nach dem Anschlag auf das Parlament in Ottawa feiert Kanada seinen Helden: Den Sicherheitschef des Parlaments Kevin Vickers. Der 58-Jährige hatte den mutmaßlichen Attentäter erschossen und damit wohl Schlimmeres verhindert, berichtete der Nachrichtensender CNN. Abgeordnete und Bedienstete verdankten ihre Sicherheit, ja sogar ihr Leben, "Sergeant at Arms" Vickers, twitterte der Abgeordnete Craig Scott. Er habe den Attentäter vor den Fraktionsräumen getötet.
Die Behörden bestätigten Vickers' Rolle am Donnerstag zunächst nicht. Er ist als Waffen- und Zeremonienmeister auch für die Haustechnik und vor allem für die Sicherheit verantwortlich. Der erfahrene Sicherheitsbeamte ist seit 2006 im Amt und war laut CNN zuvor Mitglied der berittenen Polizei.
"Kevin ist ein Held", sagte Matt Miller vom "Vancouver Observer" dem Sender. Miller war zum Zeitpunkt des Attentats im Parlamentsgebäude. Vickers' Bruder John sagte CNN, es sei seines Wissens das erste Mal gewesen, dass Kevin Vickers seine Waffe im Dienst benutzt habe. Vor dem Anschlag auf das Parlamentsgebäude hatte der Attentäter einen Soldaten an einem Kriegsdenkmal erschossen.
Kanada lässt sich nicht erpressen
Der kanadische Premierminister Stephen Harper versprach ein entschlossenes Vorgehen gegen die Verantwortlichen der Attacke. Kanada werde sich von derlei Angriffen "niemals einschüchtern lassen" und stattdessen die Anstrengungen im Kampf gegen "Terrororganisationen" verdoppeln, sagte Harper. Der Angreifer war als "hochgefährlich" eingestuft worden.
"Angriffe auf unser Sicherheitspersonal und unsere Regierungsinstitutionen sind naturgemäß auch Angriffe auf unser Land, unsere Werte, unsere Gesellschaft und auf uns Kanadier als freies, demokratisches Volk", sagte Harper in seiner emotionalen Rede an die Nation, die im Fernsehen übertragen wurde. Die kanadische Regierung und die Sicherheitsdienste des Landes würden daher alles gegen "Terrororganisationen" tun, die in anderen Ländern agierten, "in der Hoffnung, ihre Brutalität in unsere Breiten zu bringen". Diese würden "keinen sicheren Hafen" finden.
Attentäter war wohl ein "einsamer Wolf"
Zunächst blieb der Hintergrund des Anschlags unklar. Kanadischen und US-Medien zufolge soll es sich bei dem bewaffneten Angreifer um den 32-jährigen Kanadier Michael Z. handeln, der den Behörden als "hochgefährlicher Reisender" bekannt gewesen sei. Demnach wurde ihm erst kürzlich der Pass entzogen. Wegen Raubes und Waffenbesitzes soll er zudem 2003 zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden sein.

Der Angreifer wurde bei einem Schusswechsel im Parlamentsgebäude von Vickers erschossen.
(Foto: REUTERS)
Vor dem Hintergrund einer möglichen Verbindung des Attentäters zu Islamisten sagte Verteidigungsminister Rob Nicholson, Kanada werde an seiner Militärstrategie festhalten. Das Land will sich an den von den USA angeführten Luftangriffen auf Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien beteiligen. Die Behörden gehen daher derzeit von einer erhöhten Anschlagsgefahr aus.
Entgegen ersten Vermutungen handelte der 32-jährige Angreifer offenbar allein. "Nach allem, was wir bislang wissen, gab es nur einen Schützen", sagte der Bürgermeister von Ottawa, Jim Watson, bei CNN. "Und der ist tot." Die Ermittlungen dauerten aber an. Zugleich wurden die meisten Polizeiabsperrungen in Ottawa wieder aufgehoben, nur das Parlament selbst blieb für die Öffentlichkeit gesperrt.
Australien erhöht seine Sicherheit
US-Präsident Barack Obama sicherte Kanada nach einem Telefonat mit Harper seinen bedingungslosen Beistand zu. Der "tragische" Vorfall werde bei den Anstrengungen im Kampf gegen Terrorangriffe berücksichtigt, sagte Obama vor Journalisten. Die nationalen Sicherheitsteams beider Länder arbeiteten "sehr eng" zusammen und stimmten sich ab. Auch Frankreichs Präsident François Hollande versicherte Kanada die "gänzliche Solidarität" seines Landes. Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich in einem Twitter-Eintrag "bestürzt".
Australien erhöhte derweil die Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Parlament in Canberra. Premierminister Tony Abbott solidarisierte sich mit Kanada und versicherte der eigenen Bevölkerung, die Regierung werde "alles tun", damit das Land sicher sei.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts