"Der kleine Guttenberg" aus Lippe Karl-Theodor ist nicht der Erste
Der "kleine Guttenberg" heißt es jetzt, wenn im Kreis Lippe von Andreas Kasper die Rede ist. Auch der musste seinen Titel abgeben, weil er Teile seiner Doktorarbeit abgekupfert hat. Anders als bislang der "große Guttenberg" verlor er aber auch Amt und Würden.
Er ist zwar kein Baron, aber sonst weist der Fall Andreas Kasper auffällige Parallelen zur "Causa Guttenberg" auf. Im Kreis Lippe ist jetzt vom "kleinen Guttenberg"" die Rede, wenn die Sprache auf Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und seine Plagiats-Affäre kommt.
Schnelle Karriere: Das CDU-Mitglied Kasper promoviert 2004 an der juristischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen über "Sozialsponsoring". 2006 ist er Büroleiter der Gesundheitsministerin in Niedersachsen, 2008 Vorsteher des Landesverbands Lippe. Der wurde 1948 gegründet, als sich Lippe dem Land Nordrhein-Westfalen anschloss und soll das Vermögen des ehemaligen Fürstentums verwalten und die Kultur der Region fördern.
Erkennbare Parallelen
Aber 2009 kommt für den aufstrebenden, 35-jährigen CDU-Politiker der Karriereknick. Nach einem Hinweis prüft die Universität seine Doktorarbeit und stellt fest, dass er "in erheblichem Maße gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis" verstoßen habe: "Die Verletzung dieser Grundsätze lag in der Verwertung des geistigen Eigentums Dritter ohne Angabe des Autors", teilt die Hochschule mit. "Das kommt sehr selten vor", sagt der Sprecher der Universität, Bernd Ebeling. Er kenne keinen vergleichbaren Fall.
Die Aberkennung des Titels bringt Kasper schnell in Bedrängnis. Erst räumt er Mängel ein und versichert zugleich, er habe nicht getäuscht. Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt dennoch gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht. "Er hat sich bei insgesamt elf Autoren bedient, zum Teil wörtlich abgeschrieben", sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Andreas Buick.
Teure Zuwiderhandlung
Im Strafbefehl über 9000 Euro heißt es damals: "In dieser Dissertation übernehmen Sie wörtlich, ohne Modifikationen, auf mehreren Seiten ohne Kennzeichnung als wörtliches Zitat, Passagen aus Schriften anderer Autoren, die einer Text-Verwertung nicht zugestimmt haben."
Es handle sich zwar um ein Antragsdelikt, dennoch habe die Behörde ermittelt, sagt Buick. Die Begründung: Angesichts des Umfangs der abgeschriebenen Stellen und der öffentlichen Stellung Kaspers gebe es ein besonderes öffentliches Interesse. Die Vielzahl der Stellen spreche für einen vorsätzlichen Verstoß gegen das Urheberrecht. Weil Kasper in zwei Fachbüchern ebenfalls bei anderen Autoren großzügig abgekupfert hatte, muss er zudem 10.000 Euro Geldbuße zahlen.
Angst vor Rufschädigung
Im Mai 2010 wird Kasper im "lippischwen Parlament" abgewählt, und zwar einstimmig. Den Ton gibt dort ein schwarz-grünes Bündnis an. Die vakante Stelle des Vorstehers füllt vorläufig der Grüne Moritz Ilemann. "Wir hatten einfach Angst, dass Kasper den Ruf des Landesverbands und des Amtes beschädigt", sagt er rückblickend. Er sieht durchaus Verbindungen zum Fall Guttenberg. "Von der Sache her sind da Parallelen." Der lippische CDU-Bundestagsabgeordnete Cajus Julius Caesar will sich lieber gar nicht zu dem Fall äußern.
Und Kasper? Er will sich nicht in die Debatte über Plagiat und Amt einmischen oder zu Gutenberg gute Ratschläge erteilen. Er arbeitet an einer neuen Existenz, aber nicht in der Politik.