Demo gegen Putin Kasparow festgenommen
24.11.2007, 13:56 UhrEine Woche vor der Parlamentswahl in Russland hat die Polizei den Kremlkritiker und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow sowie Dutzende weitere Regierungsgegner bei einer Kundgebung vorübergehend festgenommen.
In Moskau kam es nach einer Veranstaltung mit rund 3.000 Anhängern des Oppositionsbündnisses "Das andere Russland" zu einem Handgemenge mit der Polizei, wie der Radiosender "Echo Moskwy" berichtete. Zahlreiche Menschen seien mit Bussen abtransportiert worden. "Die Polizei schlug auch zu", sagte Kasparow dem Sender. Der ebenfalls festgenommene Menschenrechtler Lew Ponomarew warf den Behörden eine "völlig überzogene Reaktion" vor. Die Polizei sprach dagegen von einer "gezielten Provokation" der Demonstranten.
"Sicherheitsgründe"
Die Behörden hatten nur die gegen Präsident Wladimir Putin gerichtete Kundgebung erlaubt, einen Protestmarsch zur Zentralen Wahlkommission aber "aus Sicherheitsgründen" verboten. Einzelne Regierungskritiker versuchten dennoch, die Polizeisperren zu durchbrechen, um der Kommission eine Petition für faire Wahlen am 2. Dezember zu übergeben. Laut russischen Medienberichten versperrten mehr als 1.000 Einsatzkräfte der Sicherheitspolizei OMON und Soldaten den Demonstranten den Weg.
Der Vorsitzende der liberalen Partei "Union der Rechten Kräfte" (SPS) und frühere Vizeregierungschef Boris Nemzow warf Putin vor, ein "Feigling" zu sein, der Angst vor friedlichen Menschen habe. Nemzow hatte überraschend an der Kundgebung teilgenommen. Er forderte die Menschen auf, am Sonntag in einer Woche für die Opposition zu stimmen. "Das andere Russland" darf an der Wahl allerdings nicht teilnehmen, da das neue Wahlgesetz Bündnisse ausschließt.
Plakate, Transparente und Flugblätter beschlagnahmt
Auch in anderen russischen Städten nahm die Polizei laut Medienberichten Dutzende von Menschen fest, die an den Kundgebungen des Oppositionsbündnisses teilnehmen wollten. In der Stadt Samara an der Wolga sagten die Regierungskritiker eine Kundgebung ab, nachdem die Polizei mehrere Organisatoren festgenommen hatte. Nach Angaben des Bündnisses beschlagnahmte die Polizei dort und in der Moskauer Zentrale Plakate, Transparente sowie Flugblätter für die Wahlen.
Auf Parallelkundgebungen demonstrierten in Moskau tausende Menschen für Präsident Putin, der bei der Wahl als Spitzenkandidat der Kremlpartei "Geeintes Russland" antritt. Mit Blick auf die Kandidatur Putins kritisierten Menschenrechtler den Urnengang als "Pseudowahl", deren Ergebnis vorausbestimmt sei. In Moskau waren mehr als 3.600 Sicherheitskräfte bei verschiedenen Kundgebungen im Einsatz. Für Sonntag kündigte das Oppositionsbündnis auch eine Kundgebung gegen Putin in St. Petersburg an.
Quelle: ntv.de