Politik

Kein Hotel für Kim Jong Un Kempinski zieht Leine

Der Ryugyong-Komplex, vorne der Taedong-Fluss.

Der Ryugyong-Komplex, vorne der Taedong-Fluss.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem Machtwechsel in Nordkorea hatten Investoren die Hoffnung, der junge Kim Jong Un würde einen frischen Wind bringen, Märkte könnten sich öffnen. Doch die Realität sieht anders aus. Wer zurzeit in dem Land investiert, muss ein echter Abenteurer sein. Die Kempinski-Hotelgruppe gehört nicht dazu.

Botschaften in Pjöngjang: Bisher bleiben alle da.

Botschaften in Pjöngjang: Bisher bleiben alle da.

(Foto: dpa)

Das Kapital ist scheu. Es mag auch nicht, ein viel zu hohes Risiko zu gehen. Krisenstaaten sind daher als Investoren-Gebiet eher was für wilde Abenteurer. Die Erfolge können immens sein – aber der Totalverlust steht immer vor der Tür. Kriege, wackelige Regierungen, Terror – da geht das Geld lieber raus oder kommt gar nicht erst rein. Nordkorea ist so eine wackelige Sache. In stabilen Diktaturen haben Geschäftsleute schon Abermilliarden verdient. Wenn der Diktator aber durchdreht, macht man lieber Schluss.

Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un provoziert seit Monaten die Welt. Mit Raketentests, Atomversuchen und markigen Worten. Kriegsdrohungen liegen in der Luft, zuletzt warnte der etwa 30-jährige Provokateur Ausländer davor, in Südkorea zu bleiben. Das alles mag ihm nutzen bei dem Versuch, seine Macht zu stabilisieren – Investoren jedoch vertreibt das eh schon bettelarme Land damit. Zuletzt legte Kim in der Sonderwirtschaftszone Kaesong die Arbeit still, zog seine Billiglöhner ab, die doch erhebliche Devisen aus dem Süden einbringen.

Tote Baustelle

Die Kempinski-Gruppe zieht jetzt auch einen Schlussstrich. Die international agierende Hotelkette aus der Schweiz gibt ihr Engagement in der Hauptstadt Pjöngjang auf. Eigentlich war geplant, im Ryugyong-Komplex ein Luxushotel zu betreiben. Das 105 Stockwerke hohe Gebäude prägt die Skyline der seltsam leeren Metropole. Allerdings: Es handelt sich bisher eher um eine leere Beton- und Glashülle. Von 1987 bis 1992 herrschte zunächst reges Treiben, dann passierte jahrelang nichts. Erst 2008 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Doch fertig ist im Grunde gar nichts. Eine mindestens dreistellige Millionen-Investition ist nötig.

Im November des vergangenen Jahres hatte die Gruppe mit Sitz in Genf noch erklärt, sie wolle im Sommer 2013 in der Spitze des Gebäudes einen Betrieb mit 150 Zimmern eröffnen. Außerdem sollten dort Restaurants, Büros und ein Einkaufszentrum entstehen. Nun erklärte eine Sprecherin, die Verhandlungen seien gescheitert. Ein Land, soviel scheint den Schweizern nun klar, das potentielle Gäste durch Hasstiraden und Kriegsdrohungen überzieht, ist kein guter Partner.

Politisch strandet Kim hingegen gerade mit seinem Versuch, Diplomaten aus seinem Reich zu vertreiben. Kürzlich ließ er mitteilen, ab dem 10. April könne das Regime für deren Sicherheit nicht mehr garantieren und riet zur Ausreise. Beobachter gehen daher davon aus, dass zum 100. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung mit einer eher symbolischen militärischen Attacke zu rechnen ist. Die EU-Länder jedoch reagieren gelassen. Den Drohungen zum Trotz, gibt es bisher keine diplomatische Fluchtbewegung.

"Wir verfolgen die Entwicklung der Lage mit großer Sorge", sagte ein EU-Vertreter. Die Situation sei zwar sehr "volatil", die sieben EU-Länder erwägten aber im Moment nicht, ihr Botschaftspersonal aus Nordkorea abzuziehen. Außer Deutschland haben auch Großbritannien, Schweden, Polen, Rumänien, Bulgarien und Tschechien noch Botschaften im Land.

Die Europäische Union sei zudem sogar zu einer Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea bereit, wenn das Land die Spannungen etwa durch einen erneuten Raketen- oder sogar Atomtest weiter verschärft, hieß es weiter. Zuletzt hatte die EU im Februar weitere Strafmaßnahmen gegen das Land verhängt.

Deutliche Worte musste Kim nun auch wieder aus China, Schutzmacht Nordkoreas, hinnehmen. Peking wolle nicht "das Chaos eines Krieges vor seiner Haustür sehen", hieß es schroff aus dem chinesischen Außenministerium. China wolle "Frieden statt Krieg, Dialog statt Konfrontation, Entspannung statt Spannungen", mahnte Ministeriumssprecher Hong Lei. Nimmt sich Kim diese Forderung zu Herzen, klappt es sicher auch wieder mit einem Luxushotel.

Quelle: ntv.de

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