203 Millionen Hektar Land verkauft Landgrabbing führt zu Armut
04.10.2012, 15:19 Uhr
Fällt Land in die Hände von Privatinvestoren, kommen die Erträge daraus laut Oxfam nur selten der hiesigen Bevölkerung zugute.
(Foto: REUTERS)
Auf der Welt gibt es genug ungenutzes Ackerland, um alle Hungernden der Erde zu ernähren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hilfsorganisation Oxfam. Doch dieses Land ist danach meist in den Händen von Privatinvestoren, die es lieber nutzen, um Biotreibstoffe zu erzeugen.
Agrarland von fast der sechsfachen Fläche Deutschlands ist nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam in den vergangenen zehn Jahren weltweit verkauft oder verpachtet worden. Ein Großteil davon sei an ausländische Investoren gegangen. Mehr als 60 Prozent der Landgeschäfte würden in Entwicklungsländern abgewickelt, die bereits schwer von Hunger betroffen seien, stellt die Organisation fest.
Auf dem von "Landgrabbing" betroffenen Agrarland könnte bei einem Anbau von Lebensmitteln durch die einheimische Landbevölkerung genug Nahrung für eine Milliarde Menschen produziert werden – das entspricht der Zahl der Hungernden weltweit.
Allerdings diene das von ausländischen Investoren erworbene Land fast nie der Versorgung der einheimischen Bevölkerung: Auf zwei Dritteln der Agrarflächen sollten Kulturen wie Soja und Zuckerrohr angebaut werden, die für die Herstellung von Biotreibstoffen verwendet werden. 60 Prozent der Investoren planten einen Export der Ernten.
Hunger, Gewalt, Armut
"Immer mehr Menschen werden vertrieben, oft mit Gewalt, ohne vorherige Konsultation oder Entschädigung", erklärte Oxfam-Agrarexpertin Marita Wiggerthale. "Der weltweite Ausverkauf von Land führt zu Hunger, Gewalt und zu einem Leben in Armut." Angetrieben wird das Landgrabbing laut Oxfam durch die steigenden Preise für Agrarprodukte: So habe sich die Zahl der Transaktionen während der durch Rekordpreise ausgelösten Nahrungsmittelkrise 2008 und 2009 verdreifacht.
Im westafrikanischen Liberia sind laut Oxfam binnen fünf Jahren mehr als 30 Prozent des Staatsgebiets an Investoren gegangen. In Kambodscha seien Schätzungen zufolge inzwischen bis zu 63 Prozent des Agrarlands in der Hand von Privatinvestoren.
Quelle: ntv.de, AFP