Ägypten will einschreiten Libyen droht zu zerfallen
27.08.2014, 18:41 Uhr
Der internationale Flughafen der Hauptstadt Tripolis ist nach wochenlangen Kämpfen völlig zerstört.
(Foto: REUTERS)
Libyen erlebt derzeit die gewaltsamste Periode seit dem Sturz Gaddafis. Islamisten ziehen marodierend durch die Hauptstadt, während zwei verschieden Parlamente im Zwist liegen. Jetzt will Ägypten eingreifen.
Ägypten hat den Vereinten Nationen einen Plan vorgelegt, mit dem das Nachbarland Libyen vor dem Zerfall gerettet werden soll. Das Papier sei dem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zugeleitet worden, wie das ägyptische Außenministerium mitteilte.

In Misrata gingen nach dem Beschluss des Parlaments, die UN um Hilfe bei der Stabilisierung des Landes zu bitten, zahlreiche Demonstranten auf die Straße.
(Foto: REUTERS)
Neben einer Waffenruhe beinhaltet das Schreiben weitere Maßnahmen zur Stabilisierung Libyens, die von dessen Nachbarstaaten überwacht werden sollen. Libyen erlebt derzeit die schlimmste Gewalt seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011. An mehreren Orten des Landes bekämpfen sich rivalisierende Milizen. Dabei handelt es sich um ehemalige Revolutionsbrigaden, die am Sturz Gaddafis beteiligt waren und danach ihre Waffen behalten haben. Der Regierung gelingt es nicht, die chaotische Lage unter Kontrolle zu bringen.
Am Wochenende hatte die islamistische Miliz Fadschr Libia (Libyens Morgendämmerung) nach wochenlangen Gefechten den völlig zerstörten Flughafen in Tripolis eingenommen. Danach zogen Fadschr-Kämpfer marodierend durch die Hauptstadt. Dabei zündeten sie unter anderem das Haus von Regierungschef Abdullah al-Thinni an.
Das Energieministerium teilte mit, Unbekannte hätten in der Nacht das Ministeriumsgebäude mit Raketen und Granaten angegriffen. Angaben zu Opfern gab es nicht. Laut der Regionalverwaltung sind seit Mitte Juli knapp 13.000 Familien aus der Hauptstadt geflohen. Auch viele Diplomaten haben das Land verlassen.
Sechs Minister erklären Rücktritt
Ägyptens Außenminister Samih Schukri sagte in Kairo, seine Regierung wolle auch militärische Ausrüstung und Berater nach Libyen schicken. Er wies einen Bericht der "New York Times" zurück, wonach Kampfjets aus Ägypten gemeinsamen mit Flugzeugen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die Islamisten in Libyen bombardiert hätten. In der vergangenen Woche hatten Kampfflugzeuge unbekannter Herkunft Stellungen von Islamisten in Libyen angegriffen.
Auch die politische Lage wird immer chaotischer. Sechs libysche Minister erklärten ihren Rücktritt. Sie warfen der Übergangsregierung vor, sie sei in dem Konflikt zwischen den rivalisierenden Milizen nicht neutral, wie die libysche Nachrichtenagentur Lana berichtete. In Libyen war zu Wochenbeginn ein offener Machtkampf zwischen dem alten und neuen Parlament entbrannt.
Der seit rund drei Wochen abgelöste Nationalkongress hatte am Montag in Tripolis seine Arbeit einfach wieder aufgenommen und die Regierung von Al-Thinni für abgesetzt erklärt, obwohl Anfang August ein neu gewähltes Abgeordnetenhaus zusammengetreten war. Das alte Parlament wurde von Islamisten dominiert; im neuen sind sie in der Minderheit.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa