Ferngesteuerte Bombe zerfetzt BusMindestens elf Tote bei Explosion in Istanbul
Das Zentrum von Istanbul wird erneut Ort eines Sprengstoffanschlags: An einer Busstation explodiert eine Bombe, mindestens elf Menschen werden getötet, Dutzende verletzt. Das Ziel des Anschlags gibt Hinweise auf die möglichen Täter.
In der türkischen Metropole Istanbul sind bei einem Bombenanschlag auf ein Polizeifahrzeug mindestens elf Menschen ums Leben gekommen, darunter sieben Polizisten. Mindestens 36 weitere seien verletzt worden, drei davon schwer, teilten die örtlichen Behörden mit. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.
Wie der staatliche Fernsehsender TRT berichtete, explodierte die ferngezündete Bombe gegen 7.40 Uhr, als ein Fahrzeug mit Bereitschaftspolizisten vorbeifuhr. Die Bombe war gegenüber einem bei Touristen beliebten Hotel in der Nähe der U-Bahnstation Vezeciler platziert, von der aus zahlreiche Sehenswürdigkeiten in der Altstadt wie der Große Basar oder die Süleymaniye-Moschee schnell zu erreichen sind.
"Bis zur Apokalypse"
Zahlreiche Rettungskräfte und Feuerwehrwagen waren im Einsatz, um die Verletzten zu versorgen. Ein zertrümmertes Polizeifahrzeug war zu sehen, parkende Autos wurden ebenfalls beschädigt. Durch die Wucht der Explosion gingen Schaufenster zu Bruch. Auch waren Medienberichten zufolge Schüsse zu hören.
Zu dem Angriff am zweiten Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan bekannte sich zunächst niemand. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat jedoch die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für den Anschlag verantwortlich gemacht. Es sei "nichts Neues", dass "die Terrororganisation" ihre Anschläge in großen Städten verübe, sagte Erdogan nach einem Besuch von Verletzten des Anschlags in einem Krankenhaus in Istanbul. "Dieser Anschlag ist unverzeihlich", sagte Erdogan. Er kündigte an, den "Kampf gegen den Terrorismus bis zum Ende" fortzusetzen, "bis zur Apokalypse". Die türkische Armee geht im Südosten des Landes bereits mit aller Härte gegen PKK-Kämpfer und ihre Sympathisanten vor.
Deutschland und Frankreich haben den Bombenanschlag scharf verurteilt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "terroristischen Verbrechen" und erklärte, es sei "erschütternd", dass die Türkei abermals um Tote und Verletzte trauern müsse. Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte das "abscheuliche terroristische Attentat" ebenfalls. Sämtliche Formen des Terrorismus müssten entschieden bekämpft werden, erklärte er. Dem türkischen Volk und den Angehörigen der Opfer übermittelte Hollande sein Mitgefühl.
Anschläge auf türkische Sicherheitskräfte schreiben die Behörden oft kurdischen Rebellen zu. Erst im Mai wurden bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Militärfahrzeug in der Nähe einer Kaserne in Istanbul acht Menschen verletzt, unter ihnen mehrere Soldaten. Zu dem Attentat bekannte sich die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Für zwei Anschläge in Ankara mit dutzenden Toten im Februar und März übernahm die Kurdenorganisation Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) die Verantwortung. Sie wird dem PKK-Umfeld zugerechnet.
Nachrichtensperre verhängt
Ein Gericht hat eine eingeschränkte Nachrichtensperre über den Autobombenanschlag in der türkischen Metropole erlassen. Grund sei unter anderem der Schutz der "nationalen Sicherheit" und der "öffentlichen Ordnung", teilte die Rundfunkbehörde RTÜK mit.
Die Behörden in der Türkei sind wegen des wieder aufgeflammten Kurdenkonflikts und den sich häufenden Attentaten in höchster Alarmbereitschaft. Seit Jahresbeginn wurden in Istanbul und Ankara mehrere Anschläge verübt, die der Miliz Islamischer Staat oder militanten Kurden zugerechnet wurden.
Erst im vergangenen Monat wurden bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Militärfahrzeug in der Nähe einer Kaserne in Istanbul acht Menschen verletzt, unter ihnen mehrere Soldaten. Zu dem Attentat bekannte sich die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).
Bei einem Selbstmordanschlag auf einer beliebten Einkaufsstraße im Zentrum von Istanbul wurden am 19. März vier ausländische Touristen getötet, drei Israelis und ein Iraner. Am 12. Januar waren bei einem Selbstmordanschlag im historischen Zentrum der größten türkischen Stadt zwölf Deutsche getötet worden. Für diese Anschläge macht die türkische Regierung den IS verantwortlich.
Kurz nach dem Anschlag im März hatte die Bundesregierung die deutsche Botschaft in Ankara, das deutsche Generalkonsulat in Istanbul sowie die deutschen Schulen in beiden Städten wegen Hinweisen auf geplante Anschläge vorübergehend schließen lassen.
