Politik

"Geistiger Giftmüll" nach AfrikaPapst geißelt Kolonialismus

04.10.2009, 13:12 Uhr

Mit scharfen Tönen kritisiert Papst Benedikt XVI. die Afrika-Politik des Westens. Nach wie vor herrsche eine Form von Kolonialismus, die Reichtümer Afrikas würden geplündert, "geistiger Giftmüll" dorthin exportiert.

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Der Papst sieht Afrika als "spirituelle Lunge". (Foto: dpa)

Der Kolonialismus sei zwar politisch Vergangenheit, "ansonsten aber nie ganz beendet worden", so Benedikt in Rom. Wenn von den Schätzen Afrikas die Rede sei, werde sofort an die Ressourcen dieses Kontinents gedacht, was leider weiterhin zu Ausbeutung, Konflikten und Korruption führe.

Afrika verfüge aber über einen anderen Reichtum, der kultureller und spiritueller Natur sei, und diesen brauche die Menschheit noch mehr als die Bodenschätze dort, mahnte das Kirchenoberhaupt. Bedroht werde diese "spirituelle Lunge" Afrika jedoch neben der Ausbeutung auch von einem religiösen Fundamentalismus, der sich vermenge mit politischen und wirtschaftlichen Interessen, kritisierte Benedikt.

Bei seiner Afrika-Reise im März hatte der Papst bereits ein Arbeitspapier für die Synode veröffentlicht, das als Grundlage der Beratungen zum Thema "Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden" dienen soll. 1994 hatte der damalige Papst Johannes Paul II. erstmals zu einer Afrika-Synode eingeladen.

"Beunruhigung" über Guinea

Benedikt XVI. äußerte sich in seiner Predigt auch zu der gewaltsamen Auflösung einer Oppositionskundgebung in Guinea, bei der Ende September nach UN-Angaben mehr als 150 Menschen ums Leben gekommen waren. Er habe die Ereignisse "mit Beunruhigung" verfolgt, sagte der Papst. Er sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus und rief die Konfliktparteien zum Dialog auf.

Papst Benedikt XVI.Knapp 250 Teilnehmer, darunter 197 afrikanische Bischöfe, beraten auf der Synode über die Zukunft ihres Kontinents. Eröffnet wurde sie mit einem Festgottesdienst im Petersdom.

Quelle: dpa/AP