Tausende auf dem Tahrir-Platz Proteste nehmen an Schärfe zu
06.06.2012, 04:24 Uhr
Auf dem Tahrir-Platz in Kairo.
(Foto: REUTERS)
Aus Protest gegen die als zu milde empfundenen Urteile gegen den Clan des früheren Staatschefs Mubarak gehen in Kairo und anderen Orten Ägyptens wieder tausende Menschen auf die Straße. Brennpunkt ist erneut der Tahrir-Platz im Zentrum der Hauptstadt.
In Ägypten gehen die Proteste nach den Urteilssprüchen gegen den früheren Präsidenten Husni Mubarak und ranghohe Vertreter seines Regimes weiter. Wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira am frühen Mittwochmorgen berichtete, versammelten sich auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo auch in der vierten Nacht in Folge wieder Tausende, um gegen die ihrer Meinung nach zu milden Urteile zu protestieren. Außerdem richtete sich der Unmut vieler Demonstranten gegen den Präsidentschaftskandidaten Ahmed Schafik, der unter Mubarak als Luftfahrtminister diente und von diesem in den letzten Tagen des Regimes noch zum Regierungschef ernannt worden war.
Den Berichten zufolge gingen auch in der Hafenstadt Alexandria Tausende auf die Straße. Kleinere Demonstrationen wurden auch aus anderen ägyptischen Städten gemeldet.
Stichwahl schon jetzt umstritten
In Kairo seien auch viele Anhänger der Muslimbruderschaft auf den Tahrir-Platz gezogen, um für ihren Kandidaten Mohammed Mursi zu demonstrieren. Er tritt am 16. und 17. Juni in einer Stichwahl um das Präsidentenamt gegen Schafik an. Laut Al-Dschsira kam es zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen den Mursi-Anhängern und Demonstranten, die den zweiten Wahlgang boykottieren wollen, da sie beide Kandidaten ablehnen.
Viele Ägypter wenden sich gegen Mursi, weil sie keine komplette Machtübernahme durch die Muslimbrüder wollen, die bereits im Parlament die dominierende Kraft sind. In Schafik sehen viele nur den Vertreter des alten Regimes.
Mubarak war am vergangenen Samstag wegen seiner Mitschuld am Tod von mehr als 800 Demonstranten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sechs Funktionäre des Innenministeriums sprach der Richter frei.
Quelle: ntv.de, dpa