Politik

Nicht alle sind chancenlos Radikale und Exoten treten an

Ein schwulenfeindlicher Millionär, eine zehnfache Oma mit dem "Auftrag Gottes", eine ultrakonservative Abstinenzberaterin - bei den Kongresswahlen mischt eine ganze Reihe Exoten und schillernder Persönlichkeiten mit.

Selten zuvor war ein US-Kongresswahlkampf so stark von ungewöhnlichen und exotischen Kandidaten geprägt wie in diesem Jahr. Viele von ihnen gehören der radikalkonservativen Protestbewegung "Tea Party" an - und manche können sich durchaus Hoffnungen auf einen Wahlsieg am 2. November machen. Eine Auswahl:

Carl Paladino

Carl Paladino für New York

Carl Paladino für New York

(Foto: picture alliance / dpa)

Der gut betuchte Bauunternehmer bewirbt sich um den New Yorker Gouverneursposten. Seine Wahlkampfreden waren häufig von schwulenfeindlichen Parolen geprägt. "So hat Gott uns nicht geschaffen, und das ist nicht das Vorbild, das wir für unsere Kinder sein sollten", sagte Paladino über Homosexuelle. Schwarze titulierte der 64-Jährige, der in New York mit einem "Baseballschläger aufräumen" will, als "Nigger". Für Schlagzeilen sorgte er auch mit pornografischen Bildern, die er an E-Mails anhängte. Dem republikanischen "Tea Party"-Kandidaten werden aber nur geringe Siegeschancen eingeräumt.

Joe Miller

Joe Miller für Alaska

Joe Miller für Alaska

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Der Anwalt und Ex-Soldat kandidiert in Alaska für den Senat. Bei einer Wahlveranstaltung lobte er die Berliner Mauer und Ostdeutschland als Vorbild für die amerikanische Grenze zu Mexiko, über die viele illegale Einwanderer in die USA kommen. Einen Reporter, der ihm nach Medienberichten unangenehme Fragen stellte, ließ er Handschellen anlegen. Seine unterlegene Gegenkandidatin im republikanischen Vorwahlkampf, Lisa Murkowski, die jetzt als Unabhängige antritt, soll er via Twitter mit einer Prostituierten verglichen haben. Der 43-jährige "Tea Party"-Kandidat, ein achtfacher Vater, gehört zu den radikalsten der Bewerberpalette. Er könnte es am 2. November schaffen.

Sharron Angle

Sharron Angle für Nevada

Sharron Angle für Nevada

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die 61 Jahre alte zehnfache Großmutter tritt in Nevada gegen Harry Reid an, den bisherigen Mehrheitsführer der Demokraten im Senat. In ihrer Kandidatur sieht die von der "Tea Party" unterstützte Republikanerin eine "Mission für Gott", und so setzt sich auch für einen größeren Einfluss der Kirche im öffentlichen Leben ein. Außerdem fordert Angle die Privatisierung der Sozialversicherung und ein gesetzliches Alkoholverbot. Nach Umfragen könnte sie am 2. November knapp gewinnen.

Allen West

Allen West für Florida

Allen West für Florida

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Der 49-jährige Exsoldat bewirbt sich in Florida um einen Platz im Repräsentantenhaus. 2003 musste er die US-Streitkräfte verlassen, nachdem er einen irakischen Gefangenen bei einem Verhör mit dem Tod bedroht und direkt neben dessen Kopf einen Schuss abgefeuert hatte. Präsident Barack Obama bezeichnete er als die "dümmste Person, die momentan in Amerika herumläuft", außerdem verweigert er dem Islam die Anerkennung als Religion. Seine Chancen auf einen Wahlsieg werden als ausgeglichen eingeschätzt.

Christine O'Donnell

Christine O'Donnell für Delaware

Christine O'Donnell für Delaware

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die Republikanerin kandidiert in Delaware für den Senat und hat es innerhalb kürzester Zeit vom Nobody zu einem Star der "Tea Party"-Bewegung geschafft. Die heute 41-Jährige arbeitete früher als Abstinenzberaterin und hat Masturbation sowie Sex außerhalb der Ehe als Sünden angeprangert. Obamas Gesundheitsreform hält die Ultrakonservative, die einst als Jugendliche mit Hexenkraft experimentierte, für ein Verbrechen. Ihr Sieg am 2. November gilt als unwahrscheinlich.

Linda McMahon

Linda McMahon für Connecticut

Linda McMahon für Connecticut

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Bis vor kurzem war die 62-Jährige die Chefin des weltgrößten Wrestling-Konzerns "World Wrestling Entertainment". Diesen Job gab sie für ihre Kandidatur als Senatorin in Connecticut auf. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem sie vor laufenden Kameras bei einem Showkampf schon mal zwischen die Beine trat, hat McMahon mit dem Wrestling ein Vermögen verdient. Einen Teil davon pumpte sie in den Wahlkampf, aber muss dennoch mit einer Schlappe rechnen.

Meg Whitman und Carly Fiorina

Meg Whitman (l) und Carly Fiorina für Kalifornien

Meg Whitman (l) und Carly Fiorina für Kalifornien

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die beiden republikanischen Powerfrauen aus der Wirtschaft treten bei den Wahlen in Kalifornien an. Fiorina, frühere Vorstandsvorsitzende des Computerkonzerns Hewlett-Packard, will Senatorin werden, Ex-Ebay-Chefin Meg Whitman bewirbt sich um den Gouverneursposten. Beide vertreten konservative Positionen, aber nicht derart, dass sie Lieblinge der "Tea Party" wären. Beide gelten als äußerst selbstbewusst und haben ihr privates Vermögen in ihren Wahlkampf investiert. In Umfragen lagen sie wenige Tage vor der Wahl hinter ihren demokratischen Rivalen zurück.

Quelle: ntv.de, Miriam Schmidt, dpa

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