Politik

Kampf gegen IS-Terror im Irak Regierungstreue Miliz rekrutiert Kinder

Flüchtlinge in einem Camp nahe Mossul: Die Miliz Haschad al-Aschari soll auch Kinder für den Kampf gegen den IS eingesetzt haben.

Flüchtlinge in einem Camp nahe Mossul: Die Miliz Haschad al-Aschari soll auch Kinder für den Kampf gegen den IS eingesetzt haben.

(Foto: REUTERS)

Im Kampf gegen den Islamischen Staat rekrutiert die irakische Miliz Haschad al-Aschari nach Berichten von Menschenrechtlern auch Kinder. Sie sollen aus einem Flüchtlingscamp in der Nähe von Mossul abgeholt und an die Front geschickt worden sein.

Im Irak setzt die Miliz Haschad al-Aschari nach einem Bericht von Human Rights Watch (HRW) Kinder für den Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) ein. Mindestens zehn Minderjährige sollen nach Informationen der Menschenrechtsorganisation aus einem Flüchtlingscamp in der Nähe von Erbil rekrutiert worden sein. Einer von ihnen sei namentlich bekannt. Es handele sich um einen 16-jährigen Jungen. Gemeinsam mit 250 anderen Camp-Bewohnern - darunter auch sieben Minderjährige - soll er im August nach Hajj Ali gebracht worden sein. Die Stadt habe zu diesem Zeitpunkt sieben Kilometer von der Frontlinie entfernt gelegen.

Nur ein Spiel: Kinder im Flüchtlingscamp Deepaka nordwestlich von Erbil.

Nur ein Spiel: Kinder im Flüchtlingscamp Deepaka nordwestlich von Erbil.

(Foto: REUTERS)

Die Miliz, die sich größtenteils aus örtlichen Kämpfern zusammensetzt, wird dem Bericht zufolge vom irakischen Verteidigungsministerium in Bagdad finanziert. Ihre Kämpfer sollen, nachdem sich der IS aus den Gebieten nahe Mossul zurückgezogen hat, mindestens 22 Männer aus umliegenden Dörfern geschlagen und eingesperrt haben. Zwei Männer, die von der Miliz aus Douizat al-Sufla - rund 48 Kilometer von Mossul entfernt - verschleppt wurden, seien bisher nicht wieder zurückgekehrt.

"Die Menschen in und um Mossul fragen sich, was als nächstes kommen wird", sagte Lama Fakih, der stellvertretende HRW-Leiter im Mittleren Osten. "Die Antwort auf diese Frage sollte lauten: größerer Respekt vor den Menschenrechten." Die Aktivisten werfen den an der Militäroffensive beteiligten irakischen Milizen seit Wochen vor, Zivilisten "illegal festgenommen, öffentlich gedemütigt und gefoltert" zu haben. Zuletzt berichtete Amnesty International unter Berufung auf örtliche Behörden und Augenzeugen, dass Dorfbewohner von Kämpfern der sunnitischen Sabawi-Miliz geschlagen und mit Stromschlägen gequält worden seien.

HRW beklagt anhaltende Gewalt

Die Sabawi-Miliz gehört zu den sogenannten Volksmobilisierungseinheiten, einem Bündnis aus überwiegend schiitischen und vom Iran unterstützen Milizen. Sie untersteht - anders als Haschad al-Aschari - nicht dem Kommando der irakischen Regierung, deren Armee mithilfe von kurdischen und schiitischen Milizen sowie Luftangriffen der Anti-IS-Koalition weiter vorrückt. Dennoch ist auch die Sabawi-Miliz Teil der vor anderthalb Monaten gestarteten Offensive auf Mossul. Bisher konnten die Einheiten das Gebiet östlich der Großstadt größtenteils einnehmen, rückten zuletzt in einige Stadtviertel vor und drängen nun Richtung Zentrum.

Human Rights Watch beklagt, dass die Gewalt auch nach dem Rückzug des IS aus den umliegenden Dörfern anhalte. "Für einige Zivilisten, die nun in den von Haschad al-Aschari kontrollierten Gebieten leben, hat der Schutz vor Menschenrechtsverletzungen mit dem Wechsel der Gewalthaber nicht gerade zugenommen", erklärte Fakih. Die Organisation forderte die irakischen Behörden auf, die dokumentierten Fälle von Folter und Gewalt gegen Zivilisten zu untersuchen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen