Protest gegen schwulenfeindliche Russen Reporter wettert vor laufender Kamera
22.08.2013, 16:07 Uhr
Kirchick trat selbstbewusst und laut auf, bis ihn die Regie ausblendete.
(Foto: Screenshot Youtube)
Schwule und Lesben müssen in Russland mit harten Strafen und Anfeindungen rechnen. Genau deshalb platzt einem Reporter nun der Kragen - vor laufender Kamera im Staatsfernsehen. Die Moderatorin der Sendung ist verdattert und wählt die einfachste Lösung für das "Problem".
Vor laufender Kamera hat der US-Journalist James Kirchick im russischen Fernsehen die Diskriminierung Homosexueller kritisiert. Er könne "nicht schweigen im Angesicht des Bösen", sagte der offen homosexuelle Reporter, der auf dem englischsprachigen Staatskanal RT mit Hosenträgern in Regenbogenfarben auftrat. Nach heftiger Kritik am russischen Parlament, Präsident Wladimir Putin und unkritischen Medien wurde Kirchick, der aus Stockholm zugeschaltet war, anschließend ausgeblendet.
Chefredakteurin Margarita Simonjan verteidigte am Donnerstag das Vorgehen des Senders. Kirchick habe schlicht nicht zum Thema gesprochen, schrieb sie bei Twitter, veröffentlichte dort aber auch die Wutrede. Auch auf seinem Youtube-Kanal veröffentlichte der Sender das Video.
Kirchick war eigentlich zugeschaltet worden, um über den Wikileaks-Informanten Bradley Manning zu sprechen. Doch darauf hatte er gar keine List und sagte stattdessen selbstbewusst: "Hier, auf diesem vom Kreml geschaffenen Propagandasender, werde ich meine Gay-Pride-Hosenträger tragen und dieses schreckliche Gesetz verurteilen, das Präsident Wladimir Putin unterzeichnet und die russische Duma verabschiedet hat", sagte Kirchick.
"Sie lügen 24 Stunden lang"
Der in Berlin lebende Kirchick griff auch die RT-Journalisten an und fragte die Moderatorin, wie sie und ihre Kollegen überhaupt nachts schlafen könnten. "Sie lügen 24 Stunden lang über die Ereignisse in den Vereinigten Staaten, ignorieren aber, was sich in Russland abspielt", schimpfte Kirchick. "Ich werde mir zwei Minuten nehmen, um die Wahrheit zu sagen." Die sichtlich perplexe Moderatorin versuchte ihn mehrfach zu unterbrechen, bevor er schließlich aus der Gesprächsrunde flog.
Aus Protest gegen die schwulenfeindliche Politik Russlands malten Unbekannte außerdem die Zebrastreifen vor der russischen Botschaft in Oslo in den Regenbogenfarben an. Die Regenbogenfahne gilt als Symbol der Homosexuellenbewegung. Die norwegische Polizei sagte, sie wolle die Farbe schnell wieder beseitigen.
Quelle: ntv.de, jtw/AFP/dpa