Politik

Unter den Planen wohl Hilfsgüter Russischer Konvoi steht kurz vor der Grenze

Die Fahrer der LKW wartend darauf, dass es weiter geht.

Die Fahrer der LKW wartend darauf, dass es weiter geht.

(Foto: dpa)

Die russische LKW-Kolonne mit Hilfsgütern für die Ukraine hat ihr Ziel fast erreicht. Auf einem Feld nahe der Grenze stehen die 280 Lastwagen - und können erstmals von Journalisten inspiziert werden.

Der umstrittene russische Hilfskonvoi für die Ostukraine nähert sich Journalisten zufolge einem Grenzübergang bei der Stadt Lugansk. Die Lastwagenkolonne kam etwa 50 Kilometer vor der Grenze bei Kamensk-Schachtinski auf einem Feld zum Stehen. Von dort kann der Konvoi direkt in das Gebiet fahren, das von prorussischen Separatisten kontrolliert wird. Kiew hatte diese Variante zuletzt nicht ausgeschlossen. Eine Route über Charkow wurde verworfen, weil Kiew Angriffe von Radikalen auf den Konvoi fürchtet.

Journalisten, die den Zug begleiten, bekamen von den Fahrern der Lastwagen die Gelegenheit, einen Blick ins Innere zu werfen. Übereinstimmenden Angaben westlicher Medienvertreter zufolge befanden sich unter den Planen, die geöffnet wurden, ausschließlich Hilfsgüter. Die Fahrer hätten angeboten, jeden beliebigen LKW zu öffnen.

Noch ist unklar, wie es nun mit dem Konvoi weitergehen soll. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will die Lastwagen nur begleiten, wenn die ukrainische Regierung sie darum bittet und wenn das Rote Kreuz die Führung der Mission übernimmt. Beide Bedingungen seien noch nicht erfüllt, sagte OSZE-Sprecherin Natascha Rajakovic.

Ukraine ist misstrauisch

Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sagte, ihre Organisation benötige Sicherheitsgarantien aller Konfliktparteien. Nach fast zwei Wochen ohne Wasser und Strom hoffen vor allem die Einwohner im Konfliktgebiet von Lugansk dringend auf Hilfe. 2000 Tonnen Hilfsgüter seien unterwegs, darunter neben Trinkwasser und Proviant auch Schlafsäcke und Stromgeneratoren, teilten russische Behörden mit.

Die ukrainische Regierung schickte unterdessen eigene Lastwagen mit Hilfsgütern ins Krisengebiet. 19 Fahrzeuge hätten die Hauptstadt Kiew verlassen, teilte Irina Geraschtschenko von der Präsidialverwaltung mit. Insgesamt wolle die Regierung 773 Tonnen Lebensmittel in 71 Lastwagen nach Starobilsk bei Lugansk schicken, wo sie dem Roten Kreuz übergeben werden, sagte sie. Die Organisation soll auch das Verteilen von Gütern des russischen Konvois übernehmen.

Putin: "Mörderischer Bruderkrieg"

Einer der Separatistenführer in Lugansk, Waleri Bolotow, erklärte unterdessen seinen Rücktritt. Eine Kampfverletzung mache seine weitere Teilnahme an den Gefechten gegen die Armee unmöglich, aber er arbeitete hinter der Front weiter, sagte er. Vor kurzem hatte es auch in der Separatistenhochburg Donezk einen Führungswechsel gegeben.

Bei erbitterten Gefechten in der Ostukraine gab es erneut viele Tote. In Lugansk seien zahlreiche Zivilisten ums Leben gekommen, teilte die Stadtverwaltung mit. In Donezk wurde ein Mann getötet, elf Menschen wurden verletzt. Granaten beschädigten mehrere Gebäude.

Derweil besucht Russlands Präsident Wladimir Putin die im Frühjahr in Russland eingegliederte Krim. Dabei erklärte er, Russland wolle alles in seiner Macht stehende tun, um den Konflikt in der Ukraine so bald wie möglich zu beenden. "Wir müssen konsolidieren und mobilisieren, aber nicht für Krieg oder irgendeine Konfrontation (…), für harte Arbeit im Namen Russlands", sagte er. Die Ukraine sei in einem blutigen Chaos und einem "mörderischen Bruderkrieg" versunken.

Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP

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