"Lohnt, das ganze Buch zu sehen" Seibert rät Erdogan zu Gelassenheit
05.11.2014, 16:22 Uhr
(Foto: imago/PanoramiC)
Das türkische Außenministerium sieht in einer Karikatur in einem deutschen Schulbuch eine Verunglimpfung ihres Präsidenten und den Beleg für wachsenden Rassismus in Deutschland. Die Bundesregierung weist dies zurück - und gibt Erdogan einen Tipp.
Die Karikatur des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als angeketteter Hund in einem deutschen Schulbuch ist nach Ansicht der Bundesregierung von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt. Als Reaktion auf die scharfe Kritik aus Ankara, die eine Verunglimpfung Erdogans beklagt, meinte Regierungssprecher Steffen Seibert: "Für Politiker ist Gelassenheit im Umgang mit dem, was einem alles nicht gefällt, sicherlich die beste Herangehensweise."
Das türkische Außenministerium hatte die Karikatur als Beleg für eine Zunahme von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Deutschland bewertet. Seibert betonte, die Bundesregierung werde nicht anfangen, einzelne Karikaturen als "gelungen oder nicht gelungen, freundlich oder hämisch, witzig oder unwitzig" zu beurteilen.
"Volles Bekenntnis zur Pressefreiheit"
"Wir haben in diesem Land das volle Bekenntnis zur Pressefreiheit, zur Meinungsfreiheit, zur Kunstfreiheit - und darunter fällt auch die Karikatur." Außerdem gebe es im besagten baden-württembergischen Schulbuch auch Zeichnungen, die sich sehr kritisch mit dem Verhalten Deutscher gegenüber ausländischen Mitbürgern auseinandersetzten: "Lohnt sich also, das ganze Buch zu sehen", sagte Seibert.
Die türkische Regierung hatte scharf gegen die Verwendung der Zeichnung protestiert. Diese war 2011 in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erschienen und zeigt unter anderem mehrere schnauzbärtige Männer in Trachtenkleidung sowie einen Zähne fletschenden Kettenhund, auf dessen Hütte "Erdogan" steht.
Das türkische Außenministerium erklärte, die Karikatur enthalte Beleidigungen gegen Erdogan und die in Deutschland lebenden Türken. Erdogan hat in der Vergangenheit mehrfach Gerichtsverfahren gegen ihm unliebsame Karikaturisten einleiten lassen.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP