Politik

Gefahr für Israel, wenn Assad stürzt Syrien ist zweischneidiges Schwert

Umstrittenes Gebiet: Golanhöhen

Umstrittenes Gebiet: Golanhöhen

(Foto: picture alliance / dpa)

Israel sieht die Unruhen in Syrien mit Sorge. Bislang herrschte an der gemeinsamen Grenze totale Ruhe. Die Frage ist: Was würde ein Regimewechsel in Syrien den Israelis bringen?

Israel und Syrien sind sich seit Jahrzehnten nicht grün. Und wenn man sich den ganzen Katalog an Vorwürfen ansieht, die Israel gegen den nördlichen Nachbarn erhebt, dann müsste ein möglicher Regimewechsel in Damaskus ausgelöst durch die anhaltenden Proteste Freudenstürme auslösen. Doch viele Israelis fragen sich: Kann am Ende alles noch viel schlimmer werden?

Seit Januar 2000 liegen die Friedensverhandlungen zwischen den beiden Nachbarländern auf Eis. Israel will erst verhandeln, wenn Syrien seine Unterstützung für palästinensische Terrororganisationen aufgibt, keine Waffen mehr an die pro-iranische Hisbollah im Libanon passieren lässt und die Verbindungen zum Iran kappt.

Hamas ohne Unterstützung

Israel hatte erst vor einem Monat ein mit 50 Tonnen Waffen beladenes Schiff im Mittelmeer abgefangen. Die tödliche Fracht der "Victoria" stammte laut israelischer Armee aus dem Iran und sollte über Syrien an die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas ausgeliefert werden.

Syrer protestieren auch in Jordanien gegen das Assad-Regime.

Syrer protestieren auch in Jordanien gegen das Assad-Regime.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Sturz des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad könnte die Großwetterlage in der Region ändern. Wenn die radikal-islamische Hamas und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad keine Unterstützung mehr aus Damaskus bekämen, dann wäre dies ein schwerer Schlag für sie.

Israel könnte dies mit großer Genugtuung sehen, schreibt der intime Kenner der Assad-Familie, Patrick Seale. Allerdings versetze diesen Gefühlen die Furcht einen Dämpfer, dass ein islamistisches Regime in Syrien an die Macht kommen könnte. Das könnte dann eine noch größere Gefahr für Israels Interessen und Sicherheit sein.

Gut mit Assad arrangiert

Die Lage an der Grenze zu Syrien hat sich in den vergangenen Jahren etwas beruhigt. Gerade jetzt, wenn es auf dem Golan blüht und grünt, kommen die Besucher in Scharen. Eine Touristenattraktion sind die an der Grenze installierten Fernrohre, mit denen man tief ins "Feindesland" schauen kann. Und da ist nichts von Unruhen oder Bedrohung zu sehen.

Und irgendwie hat man das Gefühl, als ob sich Israel sehr gut mit dem herrschenden Assad-Clan arrangiert hat. Und bei Problemen habe ein "bisschen Arme verdrehen" immer geholfen, schreibt ein Kommentator.

Diktatur vermeidet Krieg

Ein Sturz Assads werde als "strategische Gefahr" empfunden, beschreibt die linksliberale Tageszeitung "Haaretz" das vorherrschende Denken. Der Wert der Diktatur bestehe vor allem darin, dass Krieg vermieden worden sei.

Allerdings verweist das Blatt auch auf die Vorteile des arabischen Frühlings für die rechtsgerichtete Regierungskoalition in Jerusalem. Die Revolutionen in der arabischen Welt seien eine wunderbare Entschuldigung für Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, im Friedensprozess auf der Stelle zu treten.

Konkurrierende Denkschulen in Israel

Seit die politischen Unruhen in der arabischen Welt im Januar begonnen haben, konkurrieren in Israel zwei Denkschulen. Die eine meint, es sei ein Fehler gewesen, dass Israel in den ruhigen Jahren keine Friedensverträge mit Nachbarn wie Syrien geschlossen habe. Dann hätte man jetzt nichts zu befürchten.

Die andere Denkschule argumentiert, der Fall Ägypten zeige, dass man mit Diktatoren Frieden geschlossen habe und nicht mit dem Volk. Der Friedensvertrag stehe jetzt erst vor einem Test. Und davon wiederum hänge ab, ob Friedensverträge mit anderen Nachbarn wie beispielsweise Syrien oder den Palästinensern überhaupt Sinn machten.

Quelle: ntv.de, Hans Dahne, dpa

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