So viele Selbstanzeigen wie noch nie Tausende Steuersünder stellen sich
18.07.2013, 06:53 Uhr
Tausende Steuersünder treten den Bußgang zu den Behörden an.
(Foto: dpa)
Voller Reue oder einfach nur ängstlich: In den vergangenen Monaten haben sich so viele Steuersünder wie nie zuvor selbst angezeigt. Offenbar nehmen sich einige das Beispiel Hoeneß zum Vorbild - auch der Präsident des FC Bayern hatte sich selbst angezeigt. Allein in Bayern gehen 1200 Sünder den Gang nach Canossa.
Der Fall Hoeneß ist kein Einzelfall: Im ersten Halbjahr 2013 gab es so viele Selbstanzeigen mutmaßlicher Steuersünder wie noch nie. Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gingen bei den Finanzbehörden bis Ende Juni bundesweit 9092 Anzeigen ein. Das sind fast genauso viele wie im gesamten Vorjahr. Bei einer Selbstanzeige besteht die Möglichkeit, straffrei auszugehen. Allerdings müssen Steuersünder dafür komplett reinen Tisch machen.
Allein in Bayern offenbarten sich nach Auskunft des dortigen Finanzministeriums zwischen Januar und Juni insgesamt 1179 mutmaßliche Betrüger, die ihre Steuern nicht ordentlich gezahlt hatten. Prominentester Fall ist der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß. Der Ex-Fußballer hatte sich im Januar angezeigt, um Vermögen von einem Schweizer Konto nachzuversteuern. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch. In baden-Württemberg waren es gar 2360 Fälle.
Minister will "Missetäter massiv verunsichern"
Der Fall Hoeneß dürfte nach Ansicht vieler Experten dazu beigetragen haben, dass die Zahl der Selbstanzeigen deutlich in die Höhe ging. Als weitere Gründe werden vor allem das Scheitern des Steuerabkommens mit der Schweiz Ende vergangenen Jahres sowie der Ankauf sogenannter Steuer-CDs mit den Daten von mutmaßlichen Betrügern aus dem Ausland genannt.

NRW-Minister Walter-Borjans ist für hartes Vorgehen gegen Steuersünder bekannt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vorreiter beim Ankauf der Steuer-CDs war Nordrhein-Westfalen. Der Finanzminister des Landes, Norbert Walter-Borjans, dringt auf verstärkten Austausch zwischen Ländern, dem Bund und anderen Staaten. "Solange aber viele Staaten für Steuerbetrüger weiter die Türen offenhalten, hilft nur die massive Verunsicherung der Missetäter", sagte der SPD-Politiker.
Zugleich sprach er sich gegen zu großen Strafnachlass bei Selbstanzeigen aus: "Es darf nicht sein, dass die Selbstanzeige zur Bagatellisierung beiträgt nach dem Motto: 'Man kann es ja mal versuchen - bei schlechtem Schlaf kann man es sich doch noch anders überlegen.'"
In Nordrhein-Westfalen meldeten sich im ersten Halbjahr 1528 Steuersünder, in Niedersachsen 1103 und in Hessen 1009. Teilweise sind die Zahlen viermal so hoch wie vor einem Jahr.
Demgegenüber ist das Ausmaß der Selbstanzeigen in Ostdeutschland vergleichsweise bescheiden. Experten führen das auf die unterschiedliche Vermögensverteilung in Ost und West zurück. So gab es in Sachsen-Anhalt ganze drei Anzeigen, in Mecklenburg-Vorpommern sieben, in Thüringen 20 und in Sachsen 53. Spitzenreiter hier ist Berlin, wo sich 385 Steuersünder offenbarten - im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres (78) fast fünfmal so viele.
In einer vorigen Version dieses Artikels war von bundesweit mehr als 14.500 Selbstanzeigen im ersten Halbjahr die Rede. Diese Zahl ist nicht korrekt: Das bayerische Finanzministerium hat seine Angaben präzisiert und nun Altfälle der vergangenen Jahre aus der Statistik herausgerechnet.
Quelle: ntv.de, jtw/dpa