Politik

Beinah-Attentat verunsichert die USA Terrorangst zu Weihnachten

Nach Jahren der Entspannung lässt der versuchte Anschlag auf ein Flugzeug in den USA die Furcht vor Terror wachsen - schon werden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Ein Sicherheitsbeamter hilft einer Reisenden auf dem Flughafen von Detroit.

Ein Sicherheitsbeamter hilft einer Reisenden auf dem Flughafen von Detroit.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Der Urlaub von US-Präsident Barack Obama war gerade einen Tag alt, da holte ihn brutal die Realität des Regierens wieder ein. Statt die sonnigen Strände Hawaiis zu genießen, ließ sich Obama am Freitag per abhörsicherer Konferenzschaltung mit engsten Sicherheitsberatern verbinden. Thema: Der vereitelte Anschlag eines jungen Nigerianers auf einen US-Passagierjet. Angesichts von Wirtschaftskrise und Regierungswechsel hatte das Thema Terrorismus die Amerikaner zuletzt längst nicht mehr so beschäftigt wie noch vor ein paar Jahren. Ausgerechnet zur Weihnachtszeit kriecht nun die alte Terror-Furcht wieder hervor, auch wenn der genaue Hintergrund des Täters und seine düsteren Motive zunächst unklar waren.

Die Maschine des Northwest-Airlines-Flug 253 hatte gerade das Fahrgestell ausgefahren, da schreckt ein lauter Knall aus Richtung Reihe 19 die Passagiere auf. Erst dachte sie, ein Reifen sei geplatzt, sagte die Niederländerin Stephanie van Herk. Dann sah sie aber eine Stichflamme im Schoß eines Mannes eine Reihe hinter ihr. "Alle habe angefangen zu schreien", sagte sie dem "Wall Street Journal". "Es gab Panik."

Reid ist noch im Hinterkopf

Schlimme Erinnerungen an den als "Schuhbomber" bekannten Briten Richard Reid werden wach, angesichts der Umstände des versuchten Anschlags. Der Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab trug seinen Sprengsatz am Bein festgeschnallt, Reid hatte seinen im Turnschuh versteckt, als er 2001 - ebenfalls zu Weihnachten - einen Flug von Paris nach Miami in einem Inferno enden lassen wollte. 2006 hatten britische Behörden einen teuflischen Terrorplan aufgedeckt, bei dem die Attentäter explosive Chemikalien mit Flüssigkeiten an Bord von Flugzeugen gemischt werden wollten. Ihr Ziel - Flüge in die USA. Bis zu 2000 Menschen hätten sterben können, schätzen Ermittler.

Seit Richard Reid müssen Passagiere bei Kontrollen an US-Airports und vor Flügen in die USA ihre Schuhe ausziehen. Später wurde auch die Menge der Flüssigkeiten begrenzt, die Fluggäste mit an Bord nehmen können. Und dennoch schlüpfte Abdulmutallab durchs Netz. "Entweder ist bei den Sicherheitschecks in Amsterdam etwas schiefgelaufen oder sie waren nicht besonders effektiv", mutmaßte ein Fernsehkorrespondent. Postwendend will die EU-Kommission überprüfen, ob alle Sicherheitsregeln in Europa eingehalten wurden.

Sicherheitsvorkehrungen verschärft

Auf US-Flughäfen müssen sich Passagiere nun wohl wieder stärker in Geduld üben angesichts von Präsident Obamas umgehend erlassenen Order, die Sicherheitsvorkehrungen im Luftverkehr zu verschärfen. Und das, wo es gerade wieder entspannter auf amerikanischen Airports zuzugehen schien. Erst im Oktober hatte die US-Behörde für Verkehrssicherheit (TSA) angekündigt, bald wieder größere Mengen Flüssigkeiten im Handgepäck erlauben zu wollen.

Terrorexperten überrascht es derweil nicht, dass es sich bei dem verhinderten Attentäter um einen Nigerianer handelt. "Wir sind schon seit einer Weile besorgt über Al Kaida oder terroristische Organisationen in Nigeria", sagte der US-Abgeordnete Peter King, Mitglied des Ausschusses für Heimatschutz im Repräsentantenhaus, laut "New York Times". Der Zeitung zufolge gibt es zudem seit Jahren Bedenken über die Qualität der Sicherheitskontrollen in dem westafrikanischen Land. Erst vorigen Monat jedoch befand die TSA, die Standards in Lagos entsprächen durchaus internationalen Normen.

Quelle: ntv.de, Frank Brandmeier, dpa

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