Verkehrte Welt in Afghanistan USA finanzieren Taliban
25.07.2011, 15:45 Uhr
Explosion bei Kämpfen zwischen Taliban und US-Truppen in der afghanischen Provinz Kunar.
(Foto: REUTERS)
Als Teil der Isaf kämpfen US-Soldaten in Afghanistan gegen die Taliban. Doch offenbar finanziert das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten die radikalislamische Kämpfer und damit den eigenen Feind indirekt, heißt es in einem Medienbericht. Das Ministerium kündigt eine Untersuchung an.
Die USA finanzieren einem Zeitungsbericht zufolge unbeabsichtigt Waffenkäufe und Operationen der radikal-islamischen Taliban in Afghanistan. Eine interne Untersuchung der US-Streitkräfte habe ans Licht gebracht, dass Millionen von Dollar über dunkle und verzweigte Kanäle am Ende in den Taschen der Extremisten landeten, berichtete die "Washington Post". Bei vier der acht untersuchten zentralen Vertragsfirmen für Lastwagentransporte gebe es "dokumentierte und glaubhafte Hinweise auf Verstrickung in kriminelle Unternehmungen oder Unterstützung des Feindes".
In einem Fall hätten die Ermittler eine Summe von 7,4 Millionen Dollar (5,2 Millionen Euro) verfolgt, die für die Anmietung von Lastwagen vorgesehen gewesen seien. Nachdem das Geld den Angaben zufolge zunächst von Subunternehmer zu Subunternehmer floss, sei ein Teil davon auf dem Konto eines Polizeikommandanten gelandet, der im Gegenzug Lastwagenkonvois sichere Durchfahrt garantierte. In 27 Transaktionen seien 3,3 Millionen Dollar von dem Konto abgehoben worden, die schließlich an die Taliban als Bargeld gingen und für den Kauf von Waffen, Sprengstoff verwendet wurden.
Geldwäsche und Schmiergelder

Vor wenigen Tagen vereidigt, schon die erste Krise: US-Verteidigungsminister Leon Panetta.
(Foto: REUTERS)
Die Ermittler seien daneben auf Fälle von Geldwäsche und Schmiergeldzahlungen an Mittelsmänner, Regierungsbeamte und Polizisten gestoßen. Sechs der acht Firmen hätten sich betrügerisch verhalten. Insgesamt umfassen die Verträge mit den Transportfirmen laut "Washington Post" rund 2,2 Milliarden Dollar, die ganz gezielt auch lokalen Unternehmern zugutekommen sollen.
Ein ranghoher Beamter des US-Verteidigungsministeriums kündigte als Ergebnis der Untersuchung eine radikale Reform der Auftragsvergabe an Transportunternehmen am Hindukusch an. Statt wie bisher an acht Firmen sollen Angebote künftig an 30 gehen, sagte er der "Washington Post". Subunternehmer sollen darüber hinaus weit genauer als bisher unter die Lupe genommen werden.
Anders als im Irak, wo das US-Militär Aufträge zum Schutz von Gebäuden und Personen oder für den Wiederaufbau vor allem an US-amerikanische Vertragsfirmen vergab, sind in Afghanistan vor allem lokale Firmen damit betraut. Einem Bericht der Streitkräfte zufolge waren im ersten Quartal des laufenden Fiskaljahres mehr als die Hälfte der 87.000 angeheuerten Kräfte Afghanen.
Quelle: ntv.de, dpa