Syrien soll "rote Linie" überschritten haben USA reagieren extrem vorsichtig
26.04.2013, 11:35 Uhr
Seit Wochen gibt es Gerüchte über einen Giftgaseinsatz in Syrien. Nun verdichten sich die Hinweise, dass diese geächtete Waffe tatsächlich zum Einsatz gekommen ist. Die USA sähen in dem Fall eine "rote Linie" überschritten, reagieren aber äußerst zurückhaltend, was die Informationen der eigenen Geheimdienste betrifft.
US-Präsident Barack Obama hat zurückhaltend auf Geheimdienst-Erkenntnisse über den Einsatz chemischer Waffen gegen die syrische Opposition reagiert. Noch fehle der endgültige Beweis, dass die Regierung von Präsident Baschar al-Assad ihre Gegner mit dem Nervengas Sarin angegriffen habe, erklärte das Präsidialamt in Washington. "Die Beweiskette ist nicht eindeutig", begründete ein US-Regierungsvertreter die Zurückhaltung des Staatschefs.
Obama hatte Assad mit nicht näher beschriebenen Konsequenzen gedroht, falls er die "rote Linie" überschreite und chemische Waffen einsetze. Die USA haben sich Forderungen nach einem direkten Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg bislang verweigert.
Verteidigungsminister Chuck Hagel hatte zuvor von Hinweisen auf den Einsatz von Sarin gesprochen. Vertreter des Präsidialamtes verwiesen darauf, dass die US-Regierung die Lektion aus dem Irak-Krieg gelernt habe. Damals hatten die Vereinigten Staaten Geheimdienstangaben über Massenvernichtungswaffen in den Händen von Diktator Saddam Hussein zum Anlass des Einmarschs im Irak genommen. Die Informationen erwiesen sich jedoch als falsch. Die Hinweise aus Syrien deuteten darauf hin, dass das Sarin nur in geringen Mengen verschossen worden sei, sagten Regierungsvertreter. Die Führung in Damaskus bestreitet die Vorwürfe. Die Regierung soll über große Vorräte an chemischen Waffen verfügen.
Israel will den Krieg
Israel riet den USA, ein militärisches Eingreifen in Syrien zu erwägen. Die ganze Welt beobachte die Entwicklung im Nachbarland, sagte der stellvertretende Außenminister Zev Elkin im Armeerundfunk. "Wir hier fragen uns, ob sie hinter der selbst gezogenen roten Linie stehen." Israel hat ein militärisches Vorgehen gegen Syrien nicht ausgeschlossen, würde jedoch ein Vorangehen der USA begrüßen. Unter Obama und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich das amerikanisch-israelische Verhältnis merklich abgekühlt.
Auch die britische Regierung hatte nach eigenen Angaben "begrenzte, aber überzeugende Informationen", dass in Syrien chemische Waffen zum Einsatz gekommen seien. Bereits am Dienstag hatte die israelische Armee von Beweisen für eine Verwendung solcher Stoffe durch die Regierungstruppen gesprochen.
Experten gehen davon aus, dass die USA ähnlich wie zuletzt in Libyen auf einen gemeinsamen, internationalen Militäreinsatz setzen würden. Dafür müsse aber der Widerstand von Russland und China überwunden werden.
Ein Team von UN-Waffenexperten steht seit Wochen bereit, um den Hinweisen auf einen Chemiewaffeneinsatz in Syrien nachzugehen. Das Regime in Damaskus, das den Einsatz der Experten ursprünglich selbst angefordert hatte, lehnt eine Zusammenarbeit mittlerweile jedoch ab. Die syrische Regierung und die Rebellen werfen sich gegenseitig vor, chemische Waffen eingesetzt zu haben.
Quelle: ntv.de, dpa/rts