"Stoppt die Lügen" Ukrainer blamieren Kreml-Sender
04.09.2014, 16:55 Uhr
"Wir wurden vorgeführt", musste Russia-Today-Moderatorin Anissa Naouai zerknirscht eingestehen.
(Foto: Screenshot/Youtube)
Es soll ein Interview werden. Die Produzentin eines neuen ukrainischen TV-Senders ist im russischen Fernsehen zugeschaltet. Doch aus dem Gespräch wird nichts. Denn die Ukrainerin schimpft plötzlich heftig über die russische Staatspresse.
Geplant ist ein ganz normales Interview, aber die Live-Schalte geht schief. "Geben Sie uns einen kleinen Vorgeschmack von Ihrer Arbeit", bittet Anissa Naouai, Moderatorin von "RT" (früher "Russia Today"), in der Sendung "In The Now". Und dann schimpft ihr Gegenüber plötzlich los. Tetiana Pushnova, Produzentin des neuen Fernsehsenders "Ukraine Today", holt zum Rundumschlag gegen den russischen Staatssender aus.
"Ich erinnere mich nicht mehr an Ihren Namen, aber Sie sind für Tausende von Toten in meinem Land verantwortlich", sagt Pushnova. "'Russia Today' lügt über mein Land und über die Ukrainer. Deshalb will ich nicht mit Ihnen kommunizieren. Ich rufe meine internationalen Kollegen auf, nicht mit 'Russia Today' zusammenzuarbeiten."
Der Blick von Moderatorin Naouai scheint zu gefrieren. Damit hat sie nicht gerechnet. Nach einer kurzen Schrecksekunde hakt sie noch einmal nach. "Können Sie uns vielleicht noch etwas mehr erzählen…", beginnt sie, bringt den Satz aber nicht zuende. Denn auf dem zugeschalteten Bildschirm ist plötzlich nicht mehr Pushnova zu sehen, sondern ein schwarzes Bild mit einer deutlichen Nachricht: "Stoppt die Lügen, 'Russia Today'."
Das Interview endet, bevor es richtig begonnen hat. Naouai versucht die Situation noch zu retten. Russia Today bemühe sich sehr, die Menschen auf allen Seiten zu Wort kommen zu lassen, sagt sie vor laufender Kamera. Um am Ende doch noch etwas kleinlaut einzuräumen: "Wir wurden vorgeführt."
"Ukraine Today" ist ein neuer privater und englischsprachiger Fernsehsender mit Sitz in Kiew, der am ukrainischen Unabhängigkeitstag am 24. August auf Sendung gegangen ist. "RT" gilt als Sprachrohr des Kreml.
Quelle: ntv.de, cro