Jagd auf James Foleys Mörder Wer ist der britische Dschihadist?
21.08.2014, 14:50 Uhr
Der Mord an James Foley schockt die Welt, ganz besonders die USA und Großbritannien - von dort stammt der Mörder des US-Bürgers. Experten ziehen aus dem Video erste Schlüsse und eine Erklärung für die scheinbare Ruhe des Opfers kurz vor der Enthauptung.
Die Ermordung des US-amerikanischen Foto- und Videoreporters James Foley hat vor allem die USA und Großbritannien aufgerüttelt. Der Terror der Kämpfer des selbst ernannten Kalifats "Islamischer Staat" auf syrischem und irakischem Staatsgebiet trifft gezielt einen US-Bürger - und sein Henker ist mutmaßlich ein britischer Dschihad-Tourist.

Der Mord an James Foley erschüttert seine Heimat, die USA, aber auch das mutmaßliche Herkunfsland des Mörders: Großbritannien.
(Foto: AP)
Die Frage danach, wer dieser Mann ist, der sich in dem Enthauptungsvideo "John" nennt, setzt jetzt die westlichen Ermittler und Geheimdienste unter Druck. "Wir haben ihn noch nicht identifiziert", sagte der britische Premier David Cameron. "Aber es sieht so aus, dass er Brite ist." Cameron hat wegen des Falls seinen Urlaub abgebrochen. Der Mörder Foleys ist offenbar einer von rund 500 Islamisten, die nach Syrien gegangen sind. Britische Dschihadisten sollen zu den brutalsten und skrupellosesten gehören.
Britische Medien tragen alle Details zusammen, die den in dem Video vermummten Mann näher beschreiben. Wie der "Telegraph" berichtete, kommt John vermutlich aus London und hat sich in der IS-Hochburg Rakka hochgearbeitet. Eine Sprachforscherin hat den Akzent des Mannes ausgewertet und kam zu dem Schluss, dass er aus dem Londoner Raum kommen muss. Wie die Zeitung berichtet, sieht die Sprachforscherin aber auch einen möglichen Zungenschlag eines Farsi-Sprechers - das würde auf eine Herkunft aus Afghanistan hindeuten.
John gilt laut "Telegraph" als ebenso gebildet und intelligent wie fanatisch. In Rakka sollen er und weitere britisch-stämmige Dschihadisten als "The Beatles" bezeichnet worden sein. John soll der Anführer einer Gruppe sein, die sich auf Entführungen spezialisiert hat. In Syrien sind schon Dutzende westliche Journalisten und Helfer entführt worden. Für manche ging der Schrecken glücklich zu Ende, wie etwa bei dem spanischen Reporter Javier Espinosa. In seinem und anderen Fällen wurde jedoch mutmaßlich Lösegeld bezahlt, was die USA strikt ablehnen. Frühere Geiseln wussten laut Medien zu berichten, dass sie John bereits begegnet seien.
Foley dachte vielleicht, es ginge um einen Stunt
Analysiert werden auch die körperlichen Merkmale des Briten. Am auffälligsten war, dass er das Messer in der linken Hand hält, mit dem er später James Foley die Kehle durchschneidet. Nur zehn Prozent der Menschen sind Linkshänder, was die Gruppe der möglichen Täter eingrenzt. Ausgehend von der Körpergröße James Foleys, der in dem Enthauptungsvideo neben seinem Henker knien muss, können Rückschlüsse auf die Größe von John gezogen werden.
Mit der Enthauptung Foleys vor laufender Kamera hat der "Islamische Staat" einen makabren PR-Coup gelandet. Verstärkt wird das durch eben die Tatsache, dass der Mörder und Wortführer in dem Video britisches Englisch spricht. Einem Entführungsexperten zufolge, der im "Telegraph" zu Wort kommt, sollte dies größtmöglichen Schrecken erzeugen.
Viele Medien haben sich selbst verpflichtet, das Video mit der Mordszene nicht mehr zu zeigen oder zu verlinken. Bei Twitter wurde ebenfalls dazu aufgerufen, den Terroristen keine Plattform zu bieten. Argumentiert wird gleichzeitig mit der Würde des Opfers, das in dem Video seltsam gelassen wirkt und eine antiamerikanische Erklärung abgibt, die mit den Worten schließt: "Ich wünschte, ich wäre kein Amerikaner."
Dem Experten zufolge könnte es sein, dass der womöglich für Geiselhaft geschulte Foley nicht ahnte, dass er enthauptet werden würde. Womöglich habe man ihm gesagt, dass es um einen Stunt gehe. Das würde seine aufrechte Haltung und die Tatsache erklären, dass er sich überhaupt nicht wehrt. "Er wollte nicht noch mehr Ärger, als er ohnehin schon hatte."
Quelle: ntv.de, nsc