Geld allein hilft nicht Griechenland raus aus dem Euro
27.02.2012, 17:57 Uhr
Griechenland ist mehr als Streiks, Krawalle und Arbeitslosigkeit
(Foto: visitgreece)
Der Bundestag macht unter Bauchschmerzen weitere Milliarden für Athen locker. Doch Griechenland kommt so keinen Schritt voran. Das Land braucht einen Neustart - ohne die Gemeinschaftswährung.
Das Thema Griechenland hängt uns längst zum Halse heraus. Trotzdem: es bleibt wichtig, denn es geht um viel Geld. Selbst Experten können inzwischen nicht mehr erklären, was, wann und wie viel nach Griechenland fließt, welcher Fonds, welche Brandmauer, welches Paket was bedeutet. Das gilt übrigens auch für das Gros der Bundestagsabgeordneten, die zwar brav ihre Hand heben, aber gar nicht durchdringen, was da beschlossen wird und welche Folgen es haben könnte.
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass den Griechen mit der heutigen Entscheidung nicht nachhaltig geholfen ist. Europa kauft sich erneut Zeit, das ist alles. Schon in wenigen Wochen oder Monaten wird sich zeigen, dass die sogenannte Hilfe vorn und hinten nicht reicht.
Es fehlt an allem
Griechenland war nie konkurrenzfähig, ist nicht konkurrenzfähig und wird es auch nicht werden – jedenfalls nicht in der Euro-Zone. Wer sich nur ein wenig in Griechenland auskennt oder gar schon einmal dort gewesen ist, weiß: Es ist ein sehr schönes Land mit freundlichen Menschen, tollen Küsten, einer überwältigenden Geschichte und - allen Vorurteilen zum Trotz - einer guten Küche.
Aber: Griechenland spielt wirtschaftlich mit Frankreich, Italien oder gar Deutschland nicht in einer Liga. Es fehlt an einer funktionierenden Verwaltung, es gibt keinen Mittelstand nach deutschem Maßstab und keine nennenswerte Großindustrie. Böse Zungen nennen es ein Entwicklungsland. Oder fällt Ihnen spontan ein griechisches Produkt ein, das Sie in den letzen 12 Monaten gekauft haben? Deutscher Joghurt und dänischer Käse "griechischer Art" zählen nicht.
Griechenland hat mit dem Euro keine Chance, sich aus der Misere zu befreien. Um konkurrenzfähiger zu werden und wieder ein attraktives, günstiges Reiseziel zu sein, muss Athen abwerten. Und das geht nur mit einer eigenen weichen Währung. Das Festhalten am harten Euro nur um des Festhaltens Willen wird die Krise weiter verschärfen und Griechenland dauerhaft zum Almosen-Empfänger der EU machen.
Schön, aber prekär
Einen Masterplan für Griechenland scheint es nicht zu geben. Die Griechen werden zum Sparen gezwungen, denn es muss gespart werden. Gleichzeitig würgt das aber die Konjunktur ab und treibt damit die Arbeitslosigkeit in die Höhe und die Jugend aus dem Land. Eine vollkommen verfahrene Situation ohne Aussicht auf Besserung.
Griechenland braucht mehr als nur Geld, Griechenland braucht einen Neustart. Griechenland braucht unsere Hilfe. Und Griechenland braucht eine politische Kultur ohne die feisten Vertreter der alten Garde, die das Land über Jahrzehnte ruiniert und sich und die jeweilige Klientel bereichert haben.
Athen bleibt nur eines: Alle Schulden streichen, raus aus der Zwangsjacke Euro und mit Unterstützung der europäischen Nachbarn ganz von vorn anfangen.
Quelle: ntv.de