Für Kinder ohne Wasser Australier joggt von Pol zu Pol
04.11.2010, 08:42 Uhr
Nicht immer wird es Pat Farmer mit sonnigem Wetter zu tun bekommen.
(Foto: Pole 2 Pole Run)
21.000 Kilometer will Pat Farmer joggen. Vom Nordpol zum Südpol. Das Ziel seiner Reise: Spenden sammeln für Kinder, die ohne sauberes Wasser leben müssen. Er möchte ihnen beweisen: "Ich bin bereit zu leiden, um dein Leben zu verändern."
Pat Farmer weiß nicht, ob er es schafft, vom Nordpol zum Südpol zu joggen. Schließlich hat das noch kein Mensch vor ihm probiert. Aber er will es versuchen - für alle Kinder, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. 21.000 Kilometer will der 48-jährige Australier zurücklegen, durch 14 Länder und mehrere Klimazonen, in elf Monaten um die halbe Welt.
Farmer fürchtet sich vor der klirrenden Kälte der Eiswüsten, der brütenden Hitze in den Tropen, vor Gletscherspalten und hungrigen Bären, vor Bürgerkriegswirren und vor der Einsamkeit. Aber er hat sich vorgenommen, mit seinem Lauf 100 Millionen Dollar (71 Millionen Euro) Spenden zu sammeln für Trinkwasserprojekte des Roten Kreuzes in Entwicklungsländern.
"Leiden, um anderen Leid zu ersparen"
Im März 2011 soll der längste Lauf aller Zeiten starten. Die gesamte Strecke wird live im Internet übertragen. Die extremen körperlichen Belastungen scheut Farmer dabei nicht: "Ich finde es sehr vornehm, wenn jemand leidet, um anderen Leiden zu ersparen", sagt der Marathonläufer, der zehn Jahre Mitglied des australischen Parlamentes war. "Es geht nicht darum, nur einen Scheck auszustellen." Er sage den Armen nicht nur "O.K. hier ist ein bisschen Geld, und jetzt verschwinde. Ich sage: Ich verstehe deine Not und ich bin bereit zu leiden, um dein Leben zu verändern."
Ausdauer hat der zweifache Vater bereits bewiesen: Er hält sieben Weltrekorde, darunter den für den schnellsten Lauf durch Australien: 15.000 Kilometer in 191 Tagen. Der Extremsportler durchquerte zwei Mal zu Fuß die Wüste im Zentrum des australischen Kontinents und nahm auch an einem Rennen durch die Vereinigten Staaten teil. Damals wurde er Vierter, nachdem er 50 Tage mit einem gebrochenen Bein gelaufen war.
Zehn Jahre lang hat Farmer eigenen Angaben zufolge von dem nun geplanten Lauf vom Nord- zum Südpol geträumt, doch erst eine "herzzerreißende" Reise durch Asien gab ihm den letzten Ruck. "Ich sah Kinder, die auf einer Müllhalde versuchten, das Metall aus Spritzen herauszubrechen, um es gegen Wasser einzutauschen. Sie waren übersät mit Stichwunden von den Nadeln", erzählt er. "Ohne Wasser gibt es kein Leben und ich habe die verheerenden Auswirkungen auf Menschen und Dörfer aus nächster Nähe gesehen."
"Wie ein Besessener"
Der Leiter des Australischen Roten Kreuzes, Robert Tickner, jedenfalls glaubt an das Vorhaben: "Farmer ist authentisch. Er wirkt nicht gekünstelt, er heuchelt nicht, er ist nicht übertrieben ehrgeizig", sagt er. "Er hat eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen mit glaubwürdigen Marathons, ich glaube, er schafft das. Aber ich glaube auch, dass er sehr inspirierend ist und diese Botschaft um die ganze Welt tragen kann."
Um sich auf den Pole-to-Pole-Run vorzubereiten, nimmt Farmer eiskalte Bäder und läuft täglich zwei Stunden mit einem Reifen im Schlepptau, um einen Schlitten zu simulieren. Er nimmt literweise Olivenöl zu sich, um sich an die hohe Kalorienmenge zu gewöhnen, die er an den Polen braucht. "Ich esse mein Müsli mit Olivenöl, mein Brot, meinen Toast, ich esse alles mit Olivenöl", sagt er mit einem düsteren Grinsen. Insgesamt trainiere er "wie ein Besessener". Außerdem sorgt er für die nötige Ausrüstung: Farmer schätzt, dass er auf seinem Lauf durch Kanada, die USA, Mittel- und Südamerika bis nach Argentinien und in die Antarktis 40 Paar Schuhe und 300 Paar Socken durchlaufen wird.
Quelle: ntv.de, Amy Coopes, AFP