Reise

Sizilien bangt um Ostergeschäft Touristen fliehen vor Müllbergen

Die Abfallberge in Siziliens Hauptstadt sind das Ergebnis eines Streiks der Müllabfuhr in der letzten Woche. Die Kommune will alles tun, um das wegen seiner prächtigen Kirchen und Paläste bei Touristen beliebte Palermo bis Ostern  sauber zu haben.

Die Abfallberge in Siziliens Hauptstadt sind das Ergebnis eines Streiks der Müllabfuhr in der letzten Woche. Die Kommune will alles tun, um das wegen seiner prächtigen Kirchen und Paläste bei Touristen beliebte Palermo bis Ostern sauber zu haben.

(Foto: dpa)

Die Ostersaison ist da - doch Sizilien droht ein Einbruch bei den Urlauberzahlen. In den Straßen Palermos türmt sich der Abfall und das Müllchaos könnte viele Besucher abschrecken. "Die Touristen fliehen", klagen Hotelbesitzer bereits.

Osterbrauch: Mit Kapuzen vermummte Teilnehmer einer Oster-Prozession laufen durch Palermo. Wenn der Abfall liegen bleibt, könnten die Kapuzen eine praktische Bedeutung gewinnen - als Sicht- und Geruchsschutz.

Osterbrauch: Mit Kapuzen vermummte Teilnehmer einer Oster-Prozession laufen durch Palermo. Wenn der Abfall liegen bleibt, könnten die Kapuzen eine praktische Bedeutung gewinnen - als Sicht- und Geruchsschutz.

(Foto: dpa)

Nach ihren wilden Streiks muss die Müllabfuhr der sizilianischen Hafenmetropole Palermo jetzt viele Überstunden machen. Alle Schaufeln und Fahrzeuge sind eingesetzt, um die stinkenden Abfallberge rechtzeitig aus den Straßen zu beseitigen. Schließlich sollen die Osterurlauber nicht naserümpfend einen Bogen um die gut 650.000 Einwohner zählende Kulturkommune machen.

Für die Tourismusbranche ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen: Sie befürchtet, dass Sizilien zu Ostern um ein Fünftel weniger Besucher zählen wird. "Die Lage in Palermo ist doch bereits seit einiger Zeit außer Kontrolle", kritisierte Andrea Corso vom Verband Assoturismo Sicilia. Und Hotelbesitzer klagen bereits: "Die Touristen fliehen."

Die Müllmänner in Palermo bangten erst um ihre Gehälter, jetzt muss das verschuldete städtische Abfallunternehmen Amia sehen, wie es die Sonderzulagen für sein Personal bezahlen kann: Über 2500 Tonnen Müll hatte sich nach dem viertägigen Ausstand der vergangenen Woche auf getürmt. Am Dienstag waren es zunächst noch etwa 1500 Tonnen, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica".

"Wir schaffen das aber bis zum Ostersamstag", gibt sich einer der Verantwortlichen optimistisch. 100 zusätzlichen Straßenkehrern hat man eine Schaufel in die Hand gedrückt, um den Müllfahrzeugen jetzt bei der Abfallbeseitigung zu helfen.

Siziliens oberster Gesundheitsbeamter Massimo Russo befürchtet Epidemien: "Der Müll verwest unter der Sonne, und Mäuse breiten sich aus." Tatsächlich sei das in Palermo doch bereits seit Monaten so, "bisher hat man das nur nicht wahrgenommen", kritisiert der Tourismus-Chef Corso, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Und nachdem auch aus Agrigent, der Stadt im Süden der Insel, ein Müllchaos gemeldet wird, geht es um den Ruf von ganz Sizilien. Neben Palermo ist auch Agrigent ist mit seinen weltbekannten Tempelruinen ein herausragendes Ziel für die Ostertouristen.

Wie aber konnte es zu dem Müllchaos mit stinkenden Abfallbergen sogar vor Schulen, Krankenhäusern und öffentlichen Gebäuden Palermos kommen? Von Schlamperei und Vetternwirtschaft ist in Italien immer sofort die Rede, wenn es - wie vor allem in Neapel - um ein Müllchaos geht.

Als "Fass ohne Boden" beschrieb die Turiner "La Stampa" Palermos hoch verschuldete Müllfirma, in die in den Jahren des damaligen Regierungschefs Silvio Berlusconi doch 230 Millionen Euro gepumpt wurden. Und ausgerechnet mitten in dem Dreck erhielten die Palermitaner jetzt ihre Jahresabrechnungen - für die Müllabfuhr.

Quelle: ntv.de, Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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