Panorama

Veranstalter kündigen VerträgeZwangsurlaub kann teuer werden

19.04.2010, 15:24 Uhr

Von dem Flugverbot über Deutschland sind rund 100.000 deutsche Pauschalurlauber betroffen. Für viele von ihnen könnte der Zwangsurlaub nun richtig teuer werden.

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Und wenn es auf dem Flughafen ist: Der Vulkanausbruch am Eyjafjalla-Gletscher verdonnert viele Touristen zu einem Zwangsurlaub. (Foto: AP)

Von den Sperrungen im Luftverkehr nach dem Vulkanausbruch in Island sind nach Schätzung der Reiseveranstalter etwa 100.000 deutsche Pauschaltouristen im Ausland betroffen. Diese Zahl sei dem Außenministerium am Wochenende genannt worden, sagte der Sprecher von Minister Guido Westerwelle, Andreas Peschke, in Berlin. Sie sei allerdings "mit Vorsicht zu genießen".

Westerwelle habe die deutschen Vertretungen in aller Welt angewiesen, den festsitzenden deutschen Touristen mit besonderer Priorität zu helfen und bei individuellen Notlagen konsularisch beizustehen, sagte der Sprecher. Die Vertretungen seien "in erhöhter Alarmbereitschaft, um in Notfällen Ansprechpartner zu sein". Bislang sei dies jedoch nur in Einzelfällen notwendig gewesen, etwa wenn es darum gegangen sei, Medikamente zur Verfügung zu stellen.

Für Zehntausende der Touristen, die wegen der europaweiten Aschewolke aus dem isländischen Vulkan nicht nach Hause kommen, dürfte der Zwangsurlaub allmählich immer teurer werden: Ihnen wird nicht nur das Gehalt für die Fehltage gekürzt oder mit noch offenem Urlaub verrechnet. Viele von ihnen müssen ab Sonntag- oder Montagabend auch noch für Hotelübernachtungen zahlen und zusätzliche Kosten für die Rückreise befürchten. Der Grund: Immer mehr Veranstalter kündigen nun die Reiseverträge mit ihren Gästen.

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Geduld ist gefragt. (Foto: REUTERS)

Alle Pauschalreisende, deren Verträge von den Veranstaltern gekündigt werden, haben zwar weiterhin Anspruch auf einen Rückflug in die Heimat. Doch für die zusätzlichen Kosten, die dabei etwa für Umbuchungen oder Fahrten zu entfernten Flughäfen entstehen, müssen die Urlauber laut Gesetz zur Hälfte selbst aufkommen.

Weniger Glück haben Individualreisende, die irgendwo auf der Welt festsitzen. Aber auch sie müssen sich dank Westerwelles Anweisung nicht völlig alleine durchschlagen und können weltweit auf die Hilfe der deutschen Vertretungen hoffen.

Gute Nachrichten kommen nun aus Island: Der Vulkan am Eyjafjalla-Gletscher stoße zunehmend mehr Lava als Asche aus, sagte ein Sprecher des Meteorologischen Institutes in Reykjavik. "Das sind gute Nachrichten für Flugreisende in Europa." Auch die viel geringere Höhe der Rauchsäule mit Vulkanasche zeige eine Veränderung des Ausbruchs an. "Dadurch kann nur sehr viel weniger Asche auf den europäischen Kontinent gelangen."

Zuvor war die Säule bis zu elf Kilometern hoch gelangt. Eine stabile Nordwestströmung lässt nach Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) allerdings auch in den kommenden Tagen Luft aus Island Richtung Zentraleuropa strömen.

Quelle: sni/AFP/dpa