Panorama

Kuba feiert RevolutionUSA überdenken Reiseverbot

21.07.2009, 10:29 Uhr

Tausende US-Amerikaner fliegen jährlich trotz des US-Reise-Embargos nach Kuba. Diese heimlichen Reisen gehören aber hoffentlich bald der Vergangenheit an, wünschen viele US-Bürger. Immerhin hat Präsident Obama das Reiseverbot etwas gelockert.

Die Verkäufer mit ihren Imbisswagen in der Fußgängerzone San Rafael in Havanna haben viel zu tun. Brötchen mit Spanferkel (Lechón), ein Plastikbecher Austernmuschel-Cocktail (Ostión), eine Portion Eis, alles für je fünf Peso.

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In Havannas Altstadt. (Foto: picture-alliance / dpa)

Viele Kubaner greifen zu. Ein deutsches Ehepaar wartet unschlüssig. Fünf konvertible Peso (CUC), knapp 3,90 Euro, wären ganz schön happig. Die Deutschen sind mit den zwei Währungen in Kuba noch nicht vertraut.

Dagegen zögert Jim aus Chicago nicht. Der Programmierer, der nach den Gesetzen seines Landes gar nicht auf der sozialistischen Insel Urlaub machen dürfte, weiß, dass "moneda nacional", abgekürzt "mn", die "weichen" Peso sind, die die Insulaner verdienen. Ausländer besitzen sie meist nicht, sie sind aber bei der Bank erhältlich. Fünf "mn" sind knapp 0,15 Euro - wer kann da meckern?

Auch auf der engen Bummelmeile Obispo in Havanna Vieja, Altstadt und Weltkulturerbe, drängeln sich an diesem Sonnabend Kubaner und Touristen aus aller Welt. Es scheint so voll wie im Vorjahr. Eine Kamera klickt. Mutter und Tochter lassen sich vor einem Laden mit Fidel Castro fotografieren, der an der Scheibe mit einer "50" hängt. Kuba zelebriert den 50. Jahrestag seiner Revolution ein ganzes Jahr lang. Auch Castros Weggefährte Che Guevara grüßt zwischen Havanna, Cienfuegos, Trinidad und Santiago von vielen Wänden. Der neue Staatspräsident Raúl, Fidel Castros Bruder, bleibt bei den Revolutionswürdigungen eher im Hintergrund.

Billiges Fassbier

Jim aus den USA spült in einer Eckkneipe in Centro Habana zwischen betagten Häusern seinen üppigen Imbiss hinunter. Der Putz blättert, die Farbe welkt, die Toilettenspülung streikt, aber das Fassbier kostet nur sechs mn. Für Insulaner, die keine kubanische Verwandtschaft in Miami haben und nicht im Tourismus arbeiten, ist auch das viel Geld.

Dann erzählt der Mann aus Chicago, wie er und einige tausend Landsleute jährlich trotz des US-Reise-Embargos auf die Insel fliegen, zum Beispiel von Cancun in Mexiko aus. "Die Behörden in Kuba stempeln meinen Pass nicht, ich nehme weder Zigarren noch Rum nach Hause", sagt er. Diese heimlichen Reisen gehören aber hoffentlich bald der Vergangenheit an, wünschen die meisten US-Bürger zwischen Los Angeles und New York. Immerhin hat Präsident Barack Obama im April das Reiseverbot etwas gelockert. Exil-Kubaner dürfen nun ohne Einschränkungen ihre alte Heimat besuchen und auch Geld überweisen.

Effizienter Zentralismus

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Straße in Havanna. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Drei mächtige Wirbelstürmen hatten im Herbst 2008 auf Kuba immense Schäden verursacht. Auch der Tourismus war betroffen. Doch im zentralistisch gesteuerten Kuba mit der Mobilisierung von Brigaden, Studenten und Landarbeitern liefen Evakuierung und Aufbau effizienter als in anderen Katastrophenregionen.

Die unzähligen Propagandaplakate, die zwischen Badestränden, Zuckerrohr und Rinderherden prangen, sind für Urlaubsfotos willkommen. So erfahren auch die Freunde in Deutschland: Der Kampf Kubas sei ein "ewiger" ("siempre"). Und auf Bevormundung und Angriffe von außen gebe es eine klare Antwort: "Más revolución" ("Noch mehr Revolution").

Informationen

Kubanisches Fremdenverkehrsamt, Kaiserstraße 8, 60311 Frankfurt, Telefon: 069/28 83 22

Quelle: dpa