Wöchentliche Höchstarbeitszeit Studie: Pläne der Regierung könnten zwölf-Stunden-Arbeitstage ermöglichen
30.05.2025, 17:31 Uhr
Vereinzelt äußerten Beschäftigte jedoch auch Zweifel an dem Modell: So hatten einige die Sorge, dass sich ihre Belastung an den Arbeitstagen zu stark steigern könne.
(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)
Die Pläne der Bundesregierung für eine bloße wöchentliche Höchstarbeitszeit würden einer Studie zufolge Arbeitstage von mehr als zwölf Stunden ermöglichen. Die Einführung der Wochenhöchstarbeitszeit würde "faktisch nach Abzug der Mindestruhezeit von 11 Stunden und der entsprechenden Ruhepause von 45 Minuten eine tägliche Höchstarbeitszeit von 12 Stunden und 15 Minuten ermöglichen", geht aus der am Freitag veröffentlichten Kurzstudie des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeitsrecht (HSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Eine Begrenzung der täglichen Arbeitszeit fände dann nur durch die Mindestruhezeiten und Ruhepausen statt, erklärten die Forschenden weiter. Die HSI-Fachleute Amélie Sutterer-Kipping und Laurens Brandt warnten, dass eine weitgehende Lockerung der täglichen Arbeitszeit gesundheitliche Probleme bei den Erwerbstätigen verschlimmern könnte.
Die geltende Rechtslage ermögliche bereits eine erhebliche Flexibilität, erklärten die Forschenden des HSI zudem. Auch warnen die Experten vor einer weiteren Verschlechterung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, "was insbesondere die Teilnahme von Frauen am Erwerbsleben einschränkt".
Mehr "Einflussnahme auf die Verteilung der Arbeitszeit" würde den Arbeitnehmerinnen und -nehmern hingegen dabei helfen, Erwerbs- und Sorgearbeit unter einen Hut zu bringen, erklärten die HSI-Experten. In diesem Punkt gebe es im Koalitionsvertrag allerdings eine Leerstelle. Die Einführung einer bloßen Wochenarbeitszeit sei daher "nicht verantwortbar und die falsche Stellschraube zur Lösung des Problems von gleichberechtigter Sorgearbeit", hieß es.
Aktuell ist die Arbeitszeit für Beschäftigte auf acht Stunden pro Tag begrenzt. In Ausnahmefällen ist eine Verlängerung auf bis zu zehn Stunden möglich, zum Beispiel, wenn dies später wieder ausgeglichen wird. Für die Wochenarbeitszeit gilt zudem eine Obergrenze von 48 Stunden - auch hier gibt es allerdings Ausnahmeregelungen. Laut Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit die Acht-Stunden-Tag-Regelung ablösen.
Quelle: ntv.de, afp