Kanada siegt in der AbwehrschlachtBHP gibt Potash-Träume auf
Der Deal des Jahres fällt ins Wasser. Der britisch-australische Bergbauriese BHP Billiton zieht sein Angebot für den kanadischen Düngemittelkonzern Potash zurück. Damit werden knapp 40 Mrd. Dollar frei für einen neuen Verwendungszweck.
Der britisch-australische Bergbaukonzern BHP Billiton hat sich endgültig von seinen Übernahmeplänen für den kanadischen Düngemittelhersteller Potash verabschiedet. Es ist bereits das dritte Mal, dass der Konzern mit einer Niederlage aus einer großen Übernahmeofferte hervorgeht. BHP hatte für den Weltmarktführer und K+S-Rivalen 39 Mrd. Dollar geboten. Potash hatte sich mit Händen und Füßen gegen die Übernahme gesträubt. In der Abwehrschlacht war zuletzt auch die kanadische Regierung dem Unternehmen mit einem Veto zu Hilfe geeilt.
Die Absage setzt bei dem Minengiganten BHP reichlich Mittel frei. Der Konzern kündigte umgehend an, das 2007 ausgesetzte Aktienrückkaufprogramm wiederaufzunehmen. BHP will damit Aktien im Wert von 4,2 Mrd. Dollar zurückkaufen. Was mit den restlichen Milliarden geschehen soll, und ob es alternative Übernahmepläne gibt, blieb zunächst offen.
Die Enttäuschung in den Chefetagen von BHP ist offenbar groß. "Obwohl wir alle notwendigen kartellrechtlichen Genehmigungen für das Gebot erhalten haben, waren wir leider nicht in der Lage, eine Freigabe nach dem 'Investment Canada Act' zu bekommen und haben demzufolge entschieden, die Offerte zurückzuziehen", teilte BHP-Chef Marius Kloppers mit.
Ein Vorbild für Hochtief?
Anfang November hatte die kanadische Regierung überraschend ein Veto gegen den Verkauf von Potash an BHP eingelegt. BHP hätte sein Angebot daraufhin noch nachbessern können, was allerdings von Experten bezweifelt worden war. Nach dem "Investment Canada Act" darf die Regierung in Ottawa den Kauf einen heimischen Konzerns blockieren, wenn eine Übernahme keine positiven Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Export, Produktion und Investitionen hat.
Laut BHP hat Ottawa zu viele Zugeständnisse gefordert. BHP kündigte an, den gescheiterten Potash-Kauf mit Kosten in Höhe von 350 Mio. Dollar zu bilanzieren. Trotz der jüngsten Niederlage wendet sich der Bergbauriese nicht von Kanada ab. BHP besitzt in dem rohstoffreichen Land - quasi vor der Haustür von Potash - die Rechte für die Erschließung einer großen Kali-Mine. Das Unternehmen kündigte an, eine große Rolle bei der Kali-Produktion in der Provinz Saskatchewan spielen zu wollen.
Potash ist der weltgrößte Produzent von Kali. Das Mineral ist neben Phosphat und Stickstoff einer der drei Hauptbestandteile von Düngemitteln. Der Konzern ist einer der größten Rohstoffkonzerne Kanadas und kontrolliert 25 Prozent des Kali-Weltmarktes. BHP war nicht der einzige Interessent. Der russische Konzern Phosagro wollte zu Wochenbeginn über ein Angebot für Potash entscheiden. Branchenbeobachter rechnen damit, dass durch die gescheiterte Potash-Übernahme der Dax-Konzern K+S verstärkt ins Visier von Investoren gerät.
K+S trifft Vorkehrungen
Die Entscheidung bei BHP, die Übernahme endgültig abzublasen, fiel wohl nicht zufällig mit Überlegungen bei K+S zusammen, sich für möglicherweise in Zukunft anstehende Übernahmeversuche zu wappnen. Der Düngemittelhersteller und Potash-Rivale K+S prüft nun eigenen Angaben zufolge die Abschaffung von Inhaberaktien.
Noch sei keine endgültige Entscheidung für die Umstellung auf Namensaktien gefallen, sagte ein Unternehmenssprecher der "Financial Times Deutschland". Da die Aktionäre zustimmen müssen, wäre die Umwandlung frühestens nach der Hauptversammlung im kommenden Mai möglich. Andere Großkonzerne wie BASF und Adidas führen bereits ein Aktionärsbuch, wo die Besitzer der Aktien registriert werden.
"Der Vorteil von Namensaktien liegt auf der Hand: die höhere Transparenz - dass man also weiß, wer die Aktionäre sind", sagte der K+S-Sprecher. Damit kann das Management frühzeitiger erkennen, ob Investoren größere Stimmpakete anhäufen. Namensaktien gelten daher als Instrument gegen feindliche Übernahmeversuche.