Wirtschaft

Jetzt noch schnell Tickets kaufenBahn erhöht die Fahrpreise

14.12.2013, 14:29 Uhr
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Nur fliegen ist schneller: Im Führerstand eines ICE-3 ist Aufmerksamkeit oberste Maxime. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Mit dem Fahrplanwechsel zieht die Deutsche Bahn erneut die Preisschraube an. Ab Sonntag müssen Zugreisende im Nahverkehr im Schnitt knapp 3 Prozent mehr bezahlen. Wer jetzt noch günstige Fahrkarten für Weihnachten ergattern will, muss sich beeilen.

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Hier kommt das Geld in den Konzern: Im Gesamtjahr erwartet die Bahn einen Konzernumsatz knapp unter 40 Milliarden Euro. (Foto: dpa)

Alle Jahre wieder: Pünktlich zum dritten Advent ruft die Deutsche Bahn mit der Umstellung auf den Winterfahrplan ihre neuen Fahrpreise aus. Zugleich stellt die Bahn ihren Betrieb auf den Winterfahrplan um.

Im Durchschnitt hebt das bundeseigene Unternehmen das Preisniveau im Nahverkehr um 2,9 Prozent an, im Fernverkehr beträgt der Anstieg 1,3 Prozent. Eingerechnet ist in diese Zuwachsraten, dass einige Zeitkarten und Fahrten auf bestimmten Strecken nicht teurer werden. Für Tickets zum normalen Preis verlangt die Bahn im Nahverkehr durchschnittlich 3,2 Prozent mehr, im Fernverkehr beträgt der Aufschlag 2,5 Prozent.

"Fahrkarten für Reisen ab dem 15. Dezember – damit auch für die Weihnachtstage - sind bis einschließlich 14. Dezember noch zu den alten Preisen erhältlich", teilte die Bahn mit. Bei der Ankündigung der anstehenden Preiserhöhung Ende September hatte der Konzern die Maßnahme unter anderem mit gestiegenen Personalkosten begründet. In den beiden Jahren 2012 und 2013 hat die Bahn eigenen Angaben zufolge rund 17.000 neue Mitarbeiter eingestellt.

Voraussichtlich "nur" zwei Milliarden

Insgesamt ist es um die Geschäftsaussichten der Deutschen Bahn offenbar nicht zum Besten bestellt. Angesichts des schwachen Gütergeschäfts kann das Unternehmen jüngsten Informationen aus Aufsichtsratskreisen zufolge auch 2014 nicht mit einer Belebung des Geschäfts rechnen. Intern gehe Bahn-Konzern mittlerweile von einem Umsatz und einem Ergebnis etwa auf dem Niveau des laufenden Jahres aus, hieß es. In diesem Jahr erwartet der Konzern einen Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von rund 2,2 Milliarden Euro. Der Umsatz soll 39 Milliarden Euro erreichen. Ein Bahn-Sprecher wollte zu diesen Angaben keine Stellungnahme abgeben. Das Unternehmen kommentiere keine internen Zahlen, hieß es.

In der eigenen Mittelfristplanung aus dem vergangenen Jahr hatte die Bahn sowohl für dieses als auch für kommendes Jahr einen kräftig steigenden Gewinn vorhergesagt. Für 2013 war zunächst mit einem neuen Rekordgewinn von fast 3 Milliarden Euro gerechnet worden, der 2014 sogar bis auf 3,35 Milliarden ansteigen sollte. Nach derzeitiger Sicht wird er nun um gut 1 Milliarde Euro geringer ausfallen - und damit etwa auf Vorjahresniveau. Beim Umsatz wird die Bahn die eigene Planvorgabe sogar um über 5 Milliarden Euro verfehlen.

An der eigenen Prognose vorbei

Während das Geschäft im Personenverkehr noch einigermaßen stabil laufe, bleibe besonders der Schienengüterverkehr in der Krise, war aus dem Umfeld des Aufsichtsgremiums zu erfahren. In Deutschland werde die Bahn 2013 allenfalls eine schwarze Null erreichen. Trotz eines laufende Sparprogramms werde auch 2014 nicht grundlegend besser. Selbst das Schienennetz, das sich 2012 aufgrund hoher Einnahmen aus Trassen-Gebühren von Konkurrenten noch als wichtigster Gewinnlieferant des Konzerns erwiesen hatte, werde nach Abzug von Zinszahlungen und Steuern 2013 allenfalls knapp im Plus landen.

Ein Lichtblick zeichnet sich unterdessen beim rollenden Material ab: Das lange Warten auf die sehnlichst erwarteten neuen Hochgeschwindigkeitszüge könnte bald ein Ende haben. Das zuständige Eisenbahn-Bundesamt (EBA) will sich zwar noch nicht auf einen konkreten Termin für die Zulassung der neuen ICE-Züge festlegen. Das Verfahren laufe noch, es bestehe noch Klärungsbedarf mit dem Hersteller Siemens, sagte ein Sprecher der Bonner Behörde. Bahnchef Rüdiger Grube hatte dem "Handelsblatt" zuvor jedoch bereits angekündigt: "Wir haben in den nächsten beiden Wochen gute Chancen, zwei der ausstehenden 16 Siemens-Züge zu bekommen."

Kaesers "Mega-Peinlichkeit"

Ursprünglich sollten die Züge bereits im Dezember 2011 einsatzbereit sein. Ein Jahr später scheiterte die Zulassung der ersten ICE an Programmfehlern bei der Zugsteuerung. Die fehlenden Kapazitäten machen sich im Alltagsbetrieb immer wieder schmerzhaft bemerkbar. Wenn einzelne Schnellzüge kurzfristig ausfallen, stehen oft nicht mehr genügend Ersatz-ICE zur Verfügung.

Eine Siemens-Sprecherin erklärte dazu, das Unternehmen arbeite gemeinsam mit den Partnern "mit Hochdruck" daran, das Zulassungsverfahren schnell zu beenden. "Die Festlegung des genauen Termins der Zulassung erfolgt durch das Eisenbahn-Bundesamt und liegt außerhalb unseres Verantwortungsbereichs."

"Wenn alles gut geht"

Zwei der 16 bestellten ICE-Züge sind derzeit für Tests und Schulungen unterwegs. Das Eisenbahn-Bundesamt hat sie noch nicht für reguläre Fahrten zugelassen. Die Bahn hofft jedoch, sie bald in ihre Reserveflotte aufnehmen zu können. Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser hatte die jahrelange Lieferverzögerung bei den ICE vor kurzem eine "Mega-Peinlichkeit" genannt.

"Wenn alles gutgeht, kommen bis März acht weitere Einheiten, also vier Doppelzüge hinzu", sagte Grube. Die Bahn warte zudem noch auf Doppelstock-Intercitys des Herstellers Bombardier. "Die sollten eigentlich bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Ob wir die innerhalb der nächsten zwei Jahre haben werden, dazu wage ich keine Vorhersage." Das sei ärgerlich, "weil alles auf dem Rücken der Mitarbeiter und Kunden ausgetragen wird".

Deutschlands größter Strom-Verbraucher

An einer ganz anderen Front könnte sich ein unangenehmes Problem der Bahn in Wohlgefallen auflösen: Die EU-Kommission will in der kommenden Woche angeblich ein Verfahren gegen den Konzern wegen Rabatten für bestimmte Stromkunden einstellen. Die Wettbewerbshüter hätten die Zugeständnisse der Bahn akzeptiert, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider-Informationen. Die Kommission hatte das Verfahren im Juni 2012 eröffnet, nachdem sich Wettbewerber über die Preispolitik der Bahn-Tochter DB Energie beschwert hatten.

Das Staatsunternehmen gilt als größter Strom-Verbraucher in Deutschland, produziert über Beteiligungen an Kraftwerken aber rund 70 Prozent selbst und leitet sie durch ein eigenes Netz. DB Energie, der einzige Anbieter von sogenanntem Bahnstrom, hatte dabei anderen Konzernteilen bei der Strom-Belieferung Vergünstigungen gewährt. Ein ähnliches System hatte es bereits bei Gebühren für die Nutzung von Bahntrassen gegeben, was kleinere Wettbewerber ebenfalls moniert hatten.

Die Bahn hatte im August zugesagt, ab 2014 ein neues System bei den Strompreisen für fünf Jahre einzuführen, in dem alle Bahnbetreiber gleich behandelt würden und es keine Rabatte mehr gebe. Ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia wollte sich zu dem Fall nicht äußern.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts