Rückzug nach EU-Austritt möglich Deutsche Bank spielt "Brexit" durch
19.05.2015, 13:31 Uhr
Kommt der "Brexit"? Und was passiert dann? Die Deutsche Bank macht sich bereits jetzt Gedanken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Deutsche Bank will auf ein mögliches Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union vorbereitet sein. Eine hochrangig besetzte Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit diesem Szenario und den verschiedenen Auswirkungen auf das Geschäft.
Die Deutsche Bank bereitet sich auf einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vor. Das Institut habe eine Arbeitsgruppe aus hochrangigen Managern eingerichtet, um verschiedene Szenarien durchzuspielen, erklärte ein Sprecher in London und bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times". Geprüft werde dabei auch, einen großen Teil ihrer Aktivitäten von London zurück in die Eurozone und vor allem nach Deutschland zu holen. Die Überlegungen der Expertengruppe seien allerdings noch in einem sehr frühen Stadium.
Großbritannien ist für die Deutsche Bank ein wichtiger Markt: Deutschlands führendes Geldhaus ist dort seit 1873 an insgesamt 16 Standorten mit knapp 9000 Mitarbeitern vertreten. In London sitzen viele Investmentbanker der Deutschen Bank. Ein Großteil des Investmentbankings wird von diesem Handelsraum getätigt. Die "Brexit"-Debatte, wie die Diskussion um einen möglichen EU-Ausstieg der Briten genannt wird, ist wieder in Gang gekommen, nachdem die Konservative Partei von Premierminister David Cameron die britische Parlamentswahl Anfang Mai überraschend deutlich gewonnen hat.
Rückzug wäre Schlag für Großbritannien
Cameron will den traditionell europakritischen Briten zu mehr Macht gegenüber Brüssel verhelfen und hat bis 2017 eine Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt. Die Möglichkeit eines "Brexit" macht vor allem der Wirtschaft Sorgen. Ein weitgehender Rückzug der Deutschen Bank wäre ein erheblicher Schlag für den Finanzplatz London und die stark vom Finanzsektor abhängige britische Volkswirtschaft.
Die Deutsche Bank gehört zu den ersten Geldhäusern, das seine Überlegungen zu einem Rückzug von der Insel öffentlich macht. Es wird damit gerechnet, dass weitere Euro-Banken folgen. Die Londoner Finanzbranche hatte angesichts des schottischen Referendums im vergangenen Jahr bereits Stimmung gegen eine Unabhängigkeit Schottlands gemacht. Zuletzt hatten auch britische Traditionsbanken wie HSBC und Standard Chartered öffentlich eine Verlagerung ihrer Zentralen weg von London ins Spiel gebracht. Sie hatten sich dabei über die zunehmend strengeren Regeln für Banken in Großbritannien und vor allem über die neuen Bankabgaben beschwert. Die Deutsche Bank betonte, dass es bei ihren Überlegungen allein um die Frage gehe, ob Großbritannien in der EU bleibt.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/DJ