Ein Fass ohne Boden Fannie Mae zapft weiter Geld
06.08.2010, 07:29 UhrDer für den US-Häusermarkt wichtige Baufinanzierer grenzt seine Verluste zwar deutlich ein, benötigt aber immer noch finanzielle Hilfen vom Staat. Die dringende Reform der Hypothekenfinanzierer lässt auf sich warten. Das Reformpaket für die Finanzaufsicht klammert das Thema aus.
Die Hypothekenfinanzierer sind überlebenswichtig für den amerikanischen Häusermarkt, aber auch extrem reformbedürftig.
(Foto: REUTERS)
Der US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae hat den kleinsten Quartalsverlust seit der Verstaatlichung des Konzerns vor zwei Jahren erzielt. Dennoch benötigt das größere Schwesterunternehmen von Freddie Mac weitere Hilfen vom Steuerzahler in Höhe von 1,5 Mrd. US-Dollar.
Im zweiten Quartal verzeichnete Fannie Mae nach Angaben einen Fehlbetrag von 3,1 Mrd. US-Dollar. Im Vorquartal war der US-Marktführer noch mit 13,1 Mrd. US-Dollar in den roten Zahlen gewesen.
Einschließlich der jüngsten Milliarden-Hilfsforderung hat Fannie Mae mehr als 86 Mrd. US-Dollar an direkten Hilfen vom Staat erhalten. Zusammen mit dem Schwesterinstitut beläuft sich die Unterstützung auf 146 Mrd. US-Dollar.
Die Verstaatlichung der beiden Unternehmen 2008 war eigentlich als vorübergehende Maßnahme gedacht. Fast zwei Jahre später hat Finanzminister Timothy Geithner gerade erst mal mit der Überholung des Marktes für Immobilienfinanzierungen begonnen.
Konferenz über Häusermarkt
Die US-Regierung von Präsident Barack Obama will im August bei einer Konferenz über eine Reform der Finanzierungsmöglichkeiten am Häusermarkt beraten. Bei der für den 17. August angesetzten Tagung über "die Zukunft der Wohnbaufinanzierung" sollen sich Experten, Marktteilnehmer und Interessenverbänden zu dem Thema äußern.
Bei der Konferenz dürfte es vor allem um die Zukunft der beiden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac gehen, die 2008 von der vorherigen Regierung von George W. Bush verstaatlicht werden mussten. Das jüngst in Kraft gesetzte US-Finanzmarktregulierungsgesetz sieht vor, dass Obamas Regierung bis Anfang kommenden Jahres einen Plan vorlegen muss, wie es mit den beiden Hypothekenbanken in Zukunft weitergehen soll. Fannie Mae und Freddie Mac haben den Steuerzahler bereits 145 Mrd. Dollar gekostet - und die Kosten steigen weiter.
Am 17. August wollen Experten über die Reform der Finanzierungsmöglichkeiten am Häusermarkt beraten.
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Die in der Opposition befindlichen Republikaner monierten, dass das Problem mit den beiden großen Hypothekenbanken im Zuge der Finanzmarktreform nicht berücksichtigt worden sei. Die Demokraten argumentierten dagegen, dass bei der Reform nicht alles gleichzeitig angegangen werden kann. Außerdem sei der Häusermarkt zu schwach, um die Finanzierungsformen zu ändern. Inzwischen scheint die US-Regierung ihren Fokus auf dieses Thema zu richten.
Washington stützt Hausbesitzer
Wie diese Woche bekannt wurde, greift die Regierung derweil verarmten Hausbesitzern in Schwierigkeiten finanziell unter die Arme. Um Zwangsversteigerungen zu verhindern sollen bis zu 50.000 Hausbesitzern in fünf Bundesstaaten mit hoher Arbeitslosigkeit Hilfsgelder bekommen. Dazu sollten in den kommenden Monaten Mittel aus einem 600 Mio. Dollar schweren Staatsfonds genutzt werden. Das Programm richtet sich an jene, die es am dringendsten brauchen. Es ist nicht darauf ausgelegt, alle Zwangsversteigerungen zu verhindern. Im Durchschnitt erhält ein Hausbesitzer demnach 10.000 Dollar aus dem sogenannten "Hardest Hit Fund".
Verteilt wird das Geld nun in den Bundesstaaten Ohio, North Carolina, South Carolina, Oregon und Rhode Island. In ihnen gibt es Bezirke, in denen die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr zwölf Prozent überstieg.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ