Bernanke zieht neue Finanzspritze auf Fed steht Gewehr bei Fuß
13.07.2011, 17:27 UhrDie US-Wirtschaft entwickelt sich schlechter als von der Notenbank erhofft. Insbesondere der Arbeitsmarkt bereitet den Währungshütern in Washington Sorgen. Fed-Chef Bernanke stellt deshalb vor dem Repräsentantenhaus eine dritte Runde finanzieller Konjunkturhilfen in Aussicht, sofern sich die Lage noch weiter eintrübt. An den Aktienmärkten weckt dies neue Kursphantasie.
US-Notenbankchef Ben Bernanke will der Konjunktur in einer Flaute wieder unter die Arme greifen. "Es besteht die Möglichkeit, dass sich die jüngste wirtschaftliche Schwäche als beständiger erweisen wird als angenommen", warnte der Fed-Chef vor einem Kongress-Ausschuss. Geselle sich noch die Gefahr von auf breiter Front fallenden Preise hinzu, würde dies für weiteren Stützungsbedarf sprechen, fügte der Notenbankchef vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses hinzu. Die Wall Street reagierte mit kräftigen Kursanstiegen auf die Aussicht auf eine weitere Konjunkturstütze der Fed, auch der Frankfurter Aktienmarkt erhielt einen Schub.
Allerdings warnte Bernanke den Kongress eindringlich vor den verheerenden Folgen eines Zahlungsausfalls der USA, falls sich die demokratische Regierung und die Republikaner nicht bis Anfang August auf die Anhebung der Schuldenobergrenze einigten.
"Sehr stark auf Jobs fokussiert"
Bernanke verwies vor dem Kongressausschuss ausdrücklich darauf, dass die Notenbank bei ihren bereits nach unten korrigierten Wirtschaftsprognosen vom Juni die enttäuschenden Daten vom Jobmarkt noch nicht berücksichtigen konnte. "Wir sind sehr stark auf Jobs fokussiert", betonte Bernanke. Der Arbeitsmarkt sei ein wichtiger Aspekt der jetzigen Wirtschaftsprobleme. Voraussichtlich werde die Arbeitslosenquote nur schrittweise sinken. Die Quote war im Juni überraschend auf 9,2 Prozent gestiegen und der Jobaufbau weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Dies nährte Spekulationen, die Notenbank könnte nach dem Mitte des Jahres ausgelaufenen Bond-Ankaufprogramm im Volumen von 600 Milliarden Dollar ein weiteres Stützungspaket auflegen. Die Wirtschaft war Anfang des Jahres annualisiert nur um 1,9 Prozent gewachsen und dürfte von April bis Juni kaum an Fahrt gewonnen haben.
Wie aus den jüngst veröffentlichten Protokollen der Fed-Sitzung vom Juni hervorgeht, sprachen sich mehrere Notenbanker für eine weitere Lockerung der Geldpolitik für den Fall aus, dass das Wachstum die hohe Arbeitslosigkeit nicht reduziert und die Inflation wie erwartet zurückgeht. Andere Geldpolitiker erklärten dagegen, dass die Fed darüber nachdenken sollte, die Zinsen früher als erwartet zu erhöhen, falls der jüngste Inflationsanstieg nicht nachlässt. Experten gehen davon aus, dass die Fed ihre Nullzinspolitik frühestens Mitte nächsten Jahres aufgeben wird.
Mit großer Sorge verfolgt die Fed allerdings den anhaltenden Streit in Washington über die Anhebung der Schuldenobergrenze. Bernanke redete den Abgeordneten ins Gewissen, es nicht auf eine Staatspleite der USA ankommen zu lassen. Sollte es nicht rechtzeitig eine Einigung geben, werde dies "gewaltige Probleme" für das Finanzsystem heraufbeschwören, warnte der Fed-Chef. Präsident Barack Obama braucht die Zustimmung des Kongresses, um die Verschuldungsgrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar anzuheben. Falls die Gespräche scheitern, sind die USA ab dem 2. August zahlungsunfähig. Auch die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, warnte bereits vor globalen Konsequenzen, sollten sich Republikaner und Demokraten nicht einig werden.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts