Tourismus in Deutschland Hoteliers hoffen auf Ausländer
10.02.2014, 12:07 Uhr
Städtetourismus liegt voll im Trend: Die Zahl der inländischen Übernachtungsgäste stagniert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutsche Tourismusindustrie feiert einen denkwürdigen Rekord: Die Zahl der Übernachtungsgäste erreicht ein nie dagewesenes Ausmaß. Allerdings tragen heimische Reiselustige kaum zum weiteren Wachstum bei.
Im zurückliegenden Jahr haben so viele Touristen in Deutschland übernachtet wie noch niemals zuvor. Zwar sind die deutschen Hoteliermanager an einen stetig wachsenden Zustrom an Gästen längst gewöhnt. Seit mehr als zwei Jahrzehnten nimmt ihre Zahl nahezu ungebremst zu. Doch diesmal zeichnen sich in der amtlichen Übernachtungsstatistik bemerkenswerte Trends ab.
Mit insgesamt 410,8 Millionen Übernachtungen erzielte die deutsche Tourismusindustrie das vierte Rekordjahr in Folge, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Der Zuwachs von insgesamt 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wurde dabei allerdings ausschließlich von zusätzlichen Gästen aus dem Ausland getragen. Die Übernachtungszahl der Gäste mit Wohnsitz in Deutschland blieb mit 339,2 Millionen nahezu unverändert - und das trotz anhaltend stabiler Wirtschaftsentwicklung.
Unklar blieb, ob sich aus dieser Entwicklung tatsächlich bereits ein Ende des jahrelangen Wachstums beim Inlandstourismus ablesen lässt. Noch immer macht die innerdeutsche Bettennachfrage - inklusive berufsbedingter Aufenthalte anlässlich von Messen, Vorstellungsgesprächen und Tagungen - den Löwenanteil des Beherbungsaufkommens auf. Wenn sich hier kein weiteres Wachstum erzielen lässt, müsste sich die Branche womöglich verstärkt für Gäste aus dem Ausland öffnen.
Wachstum nur dank Auslandsgästen
Anzeichen für eine Stagnation im deutschen Tourismusgeschäft lassen sich bei einer weiteren zentralen Kennzahl erkennen: Die Zahl der Übernachtungen pro Aufenthalt geht im langjährigen Vergleich deutlich zurück.
Im Jahr 1992 zum Beispiel lag das Verhältnis noch bei 1 zu 3,5. Zehn Jahre später sind es im Schnitt nur noch 3,0 Übernachtungen je Gast. Und 2012 schließlich ist diese Quote auf 2,7 gesunken. Diese Eckdaten sind allerdings nur bedingt aussagekräftig. Sie stützen sich nur auf die Angaben der mittleren bis großen Häuser. Betriebe mit weniger als zehn Betten werden in der Statistik nicht erfasst.
Für Branchenkenner ist die langfristige Entwicklung dennoch ein herber Rückschlag: Seit Langem kämpfen Regionalverbände und Stadtmarketing-Experten darum, die Attraktivität der deutschen Tourismushochburgen zu erhöhen und die Zahl der Übernachtungen je Gast zu steigern. Im allgemein zu beobachtenden deutschen Tourismusboom entfällt der überwiegende Anteil noch immer auf Tagestouristen, die bestenfalls für ein belebtes Straßenbild sorgen, aber vergleichsweise wenig Geld vor Ort lassen.
Die Daten des Statistischen Bundesamt belegen immerhin: Die Gesamtzahlen der Übernachtungsgäste steigen seit 2004 kontinuierlich an. In der Trendentwicklung der jüngeren Vergangenheit bildete lediglich das Krisenjahr 2009 eine Ausnahme. Über die langjährige Zeitreihe hinweg ergibt sich ein beeindruckendes Wachstum. Im Zeitraum von 1992 bis 2012 ist die Zahl der gemeldeten Gäste um mehr als zwei Drittel gestiegen.
Reiseland Deutschland
Derweil bleibt die Reiselust der Deutschen ungebrochen: Wie aus einer Studie der Stiftung für Zukunftsfragen hervorgeht, haben im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der befragten Bundesbürger eine mindestens fünftägige Reise unternommen. Nach Berechnung der Stiftung gaben die Bundesbürger 2013 durchschnittlich 1062 Euro für ihren Urlaub aus. Das waren rund 31 Euro weniger als im Vorjahr. Die durchschnittliche Reisedauer geht laut Tourismusanalyse deutlich zurück.
Die Ausgaben unterscheiden sich dabei nach Reiseziel: Wer seine Ferien in Deutschland verbrachte, hat den Angaben der Stiftung täglich zufolge rund 75 Euro ausgegeben. Europa-Urlauber kommen demnach auf durchschnittlich 86 Euro pro Tag. Fernreisende investierten alles in allem 120 Euro für jeden Urlaubstag. Für die 30. Deutsche Tourismusanalyse wurden 4000 Bundesbürger ab 14 Jahren im Januar 2014 nach ihrem Urlaubsverhalten 2013 befragt.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa