Wirtschaft

Rettungskredite sollen 30 Jahre laufenMehr Zeit für klamme Euro-Schuldner

29.01.2011, 11:10 Uhr

Europas Finanzchefs denken über eine deutliche Verlängerung der Laufzeiten von Hilfskrediten nach. Nach dem Vorschlag von Bundesbank-Präsident Weber soll damit ein Schlussstrich unter die Euro-Schuldenkrise gezogen werden. Eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms lehnt Bundesfinanzminister Schäuble derweil ebenso ab wie eine Umschuldung Griechenlands.

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(Foto: REUTERS)

Bundesfinanzminister Wolfgang

Schäuble hat Forderungen nach einer Ausweitung des Euro-Rettungsschirms scharf kritisiert.

"Wer die Debatte auf diese Frage konzentriert, verhindert, dass wir zu einer

tragfähigen Gesamtlösung kommen", sagte Schäuble der "Wirtschaftswoche".

Es sei "nicht sinnvoll, die Frage, ob der Fonds eventuell aufgestockt oder

besser ausgeschöpft werden kann, isoliert aufzugreifen".

Die EU-Kommission verlangt

eine Aufstockung des Schirms, der bislang 750 Mrd. Euro zur Rettung von überschuldeten

Euro-Staaten wie Irland enthält. Wegen der unterschiedlichen Kreditwürdigkeit

der bürgenden Euro-Staaten kann der Schirm dieses Geld jedoch nicht vollständig

vergeben. Mit einer Aufstockung des Schirms will die Kommission sicherstellen, dass

auch weiteren Staaten wie Portugal oder Spanien unter die Arme gegriffen werden

kann.

Wie Bundeskanzlerin Angela

Merkle plädierte Schäuble stattdessen für eine solidere Haushaltspolitik der Euro-Staaten

und eine effektivere Ausschöpfung der bereitgestellten Mittel. Es sei ein wirksamerer

Stabilitäts- und Wachstumspakt in der Euro-Zone nötig, "eine bessere Koordinierung

der Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie Strukturreformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

der einzelnen Mitgliedsstaaten".

Hilfskredite für 30 Jahre

Schäuble bestätigte Pläne,

die Gläubiger des hochverschuldeten Griechenlands an einer Entlastung des Euro-Staates

zu beteiligen. "Wir denken derzeit darüber nach, ob wir die Laufzeiten der

Kredite verlängern sollten", sagte er. Bundesbank-Chef Axel Weber soll

EU-Kreisen zufolge eine Ausdehnung der Laufzeiten der Hilfskredite für

Griechenland und Irland auf 30 Jahre vorgeschlagen haben. Bislang hat Griechenland

Hilfskredite von EU und IWF für drei Jahre und Irland für sieben Jahre zugesprochen

bekommen. Mit der Verlängerung solle ein Schlussstrich unter die Euro-Schuldenkrise

gezogen werden, hieß es. Zudem berate die EU darüber, den Zinssatz, den sie den

Ländern in Rechnung stellt, zu senken.

Zwar würden viele Ideen

zur Überwindung der EU-Schuldenkrise diskutiert und es sei nicht klar, wie wichtig

diese eine genommen werde, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

"Aber sie bleibt nicht ungehört. Großbritannien und andere Länder haben die

Kredite aus dem Ersten Weltkrieg schließlich auch erst vor Kurzem zurückgezahlt",

sagte die Person. EU-Regierungsspitzen hatten sich im Dezember bereits im Prinzip

darauf geeinigt, die Laufzeit des Kredits an Griechenland an die des Pakets für

Irland anzugleichen.

Keine Umschuldung

Eine Umschuldung in

Griechenland als eine weitere Option zur Lösung der Schuldenkrise in

Griechenland lehnt Schäuble hingegen ab. Griechenland sei auf einem guten Weg und

könne seinen Schuldendienst schaffen, betonte er. Sein Amtsvorgänger Peer Steinbrück

hält dagegen eine Umschuldung für unvermeidlich. "Man sollte sich dieser Realität

rechtzeitig stellen", sagte der SPD-Politiker dem "Mannheimer Morgen".

"Wie soll Athen weiter die Kredite bedienen, ohne in die Knie zu gehen?",

fragte er.

Griechenland hatte im Mai

2010 Finanzhilfen der EU und des IWFs in Höhe von 110 Mrd. Euro zugesprochen bekommen.

Irland schlüpfte im Dezember als erster Staat unter den EU-Rettungsschirm - inklusive

eines 80 Mrd. Euro schweren Kredits.

Quelle: nne/rts