Zocker gehen in Deckung Reiche Chinesen meiden Macao

Peking hat sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben. Die Konsequenzen spürt das Spieler-Paradies Macao. Denn viele reiche Chinesen verzichten vorsichtshalber auf einen Besuch der zahlreichen Kasinos.
Einer der beliebtesten Plätze für wohlhabende Chinesen verzeichnet einen spürbaren Besucherschwund: Macao. Nur in der ehemaligen portugiesischen Kolonie ist in China das Glücksspiel legal, doch die Umsätze in den Kasinos sinken in letzter Zeit kräftig - im September fielen sie den vierten Monat in Folge auf nunmehr umgerechnet 3,2 Milliarden US-Dollar. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von zwölf Prozent und der größte Rückgang seit 2009, als China unter den Nachwehen der Finanzkrise litt.
Den Zocker-Tempeln bleiben derzeit besonders reiche Chinesen fern. Der Hauptgrund: Die Regierung in Peking hat sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben. Deshalb erscheint es vielen Reichen momentan als keine besonders gute Idee, große Summen beim Roulette oder beim Baccara zu verspielen.
"Die andauernde Antikorruptionskampagne richtet sich auch gezielt gegen illegale Transfers chinesischer Gelder im Ausland. Macao spielt dabei eine wichtige Rolle", sagt Steve Vickers, der als Berater gegen die Organisatoren von Glücksspielreisen, sogenannten Junkets, ermittelt hat und früher das Royal Hong Kong Police Criminal Intelligence Bureau leitete. Oder wie es ein Kasinomanager ausdrückt: "Plötzlich verändert sich die Welt."
Junkets bringen die wohlhabenden Glücksspieler vom Festland zu den Kasinos, leihen ihnen Geld und treiben gegen eine Gebühr von den Kasinos die Schulden der glücklosen Zocker ein. Das System entstand, als Peking die Menge an Geld einschränkte, die Chinesen aus Festlandchina heraustragen durften. Glücksspielschulden haben in China außerdem keine rechtliche Geltung.
Xi verstärkt Kampf gegen Korruption
Zwar begann die Antikorruptionskampagne bereits 2012, doch Präsident Xi Jinping hatte die Situation im Sommer verschärft. Damals kündigte er an, dass der Staat gegen Zhou Yongkang ermittle. Dieser war einst verantwortlich für die innere Sicherheit in China und gehörte zu den neun mächtigsten Politikern des Landes, bis er sich 2012 zur Ruhe setzte. "Das Vorgehen gegen die Korruption geht deutlich weiter, als die Elite angenommen hatte. Daher könnte es eine langfristige Schwäche im Markt geben", sagte Grant Govertsen, Analyst bei Union Gaming Research.
Analysten sehen noch auf einen weiteren Grund für die sinkenden Umsätze: die Proteste in Hongkong. Viele Festlandchinesen unternehmen einen Kombi-Trip nach Macao und nach Hongkong, um dort einzukaufen. Und die Demonstrationen haben offenbar einige von ihnen bewogen, die Reise in die beiden Sonderverwaltungszonen zu verschieben.
Die Umsätze in den Kasinos von Macao können sich trotz Rückgang dennoch sehen lassen: Das einstige portugiesische Kolonialgebiet generierte vergangenes Jahr 45 Milliarden Dollar an Glücksspielumsätzen, sieben Mal so viel wie der Las Vegas Strip. Superreiche Chinesen sind für fast zwei Drittel dieser Umsätze verantwortlich - und nicht alle von ihnen lassen sich die Lust am Zocken verderben.