Wirtschaft

"Ich habe die Treue gehalten"Schickedanz trauert um Arcandor

10.06.2009, 13:01 Uhr
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Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz bedauert die Insolvenz des Handels- und Touristikunternehmens. Gleichzeitig weist sie aber jede Verantwortung für die Arcandor-Pleite zurück.

"Ich habe mich mit meinem gesamten Vermögen engagiert und damit nach landläufiger Auffassung weit über jedes vertretbare Maß ins Risiko begeben", betonte sie am Dienstag in einer persönlichen Erklärung. Dem Aktionärspool um die Quelle-Erbin Schickedanz wird ein Arcandor-Anteil von rund 26,7 Prozent zugerechnet.

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Madeleine Schickedanz weist die Vorwürfe der Regierung zurück. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Bundesregierung hatte am Montag Staatshilfe für Arcandor abgelehnt, mit der Begründung, neben Gläubigern hätten sich auch die Eigentümer – neben Schickedanz das Bankhaus Sal.Oppenheim - nicht ausreichend für die Arcandor-Rettung engagieren wollen.

Schickedanz ging daraufhin in die Offensive: "Ich habe stets zum Unternehmen gestanden und auch in schwierigsten Zeiten die Treue gehalten", unterstrich Schickedanz. "Als im November 2004 das Unternehmen nur durch eine Kapitalerhöhung zu retten war, habe ich diesen Schritt selbstverständlich vollzogen. Andere haben dies damals nicht gemacht." Auch in der aktuellen Krise habe sie "keinen Moment gezögert, zu meinem Engagement zu stehen, wohlwissend, dass eine Insolvenz mit weitreichenden Konsequenzen verbunden ist", so Schickedanz weiter. "Bis zur letzten Sekunde habe ich gehofft und gebangt, um dieses Schicksal abzuwenden."

Schickedanz' Vermögen war noch im März 2009 vom US-Magazin "Forbes" auf eine Mrd. Dollar geschätzt worden, Tendenz fallend. Ihr Reichtum dürfte durch den Aktienkursverfall bei Arcandor in der Tat bedeutend geschrumpft sein.

Anteilseigner Sal. Oppenheim hält die drohenden Abschreibungen infolge der Pleite für verkraftbar. "Der Verlust aus dem Arcandor-Engagement ist für das Bankhaus Sal. Oppenheim und dessen Gesellschafter bedauerlich, aber absolut verkraftbar", sagte ein Sprecher der Privatbank am Mittwoch. Abschreibungsgefährdet seien bis zu 167 Mio. Euro.

Über eine Industrieholding ist Sal. Oppenheim an Arcandor mit knapp 25 Prozent beteiligt. Die Anteile haben nach Angaben des Sprechers einen Wert von 128 Mio. Euro. Hinzu komme eine Beteiligung von 3,7 Prozent mit einem Anschaffungswert von 19 Mio. Euro, die direkt bei der Bank liegen. Neben dem Direktinvestment ist Sal. Oppenheim noch mit einem Kredit über 20 Mio. Euro bei Arcandor engagiert.

Milliardenloch bei Pensionen

Die Insolvenz von Arcandor könnte noch die gesamte Wirtschaft teuer zu stehen kommen. Laut "Financial Times Deutschland" (FTD) muss sie über den Kölner Pensionsversicherungsverein (PSV) für die Verpflichtungen des Konzerns gegenüber heutigen und künftigen Betriebsrenten aufkommen. "Wir könnten einen Milliardenschaden sehen", sagte PSV-Vorstand Martin Hoppenrath der Zeitung.

Arcandor hatte einen Teil der Verpflichtungen für Betriebsrenten in einen externen Pensionsfonds ausgelagert und ist zudem Mitglied im PSV. Der PSV müsse nun bei Arcandor mindestens die Differenz zwischen dem Vermögen des Pensionsfonds von offiziell 2,1 Mrd. Euro und den Betriebsrentenverpflichtungen von mehr als 3,0 Mrd. Euro aufbringen. Dem bericht zufolge rechnen Experten allerdings mit einer Belastung von mehr als 1,0 Mrd. Euro.

Das ist alles andere als abwegig: Von den 2,1 Mrd.Euro sind laut der Zeitung zwei Drittel in Arcandor-Vermögenswerte angelegt. Deren Wert ist nach dem Insolvenzantrag zumindest zweifelhaft.

Quelle: ddi/dpa/rts/dj