Wirtschaft

Social Trading für Anleger Wie man gemeinsam hohe Renditen jagt

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Soziale Netzwerke halten Einzug in die Finanzwelt. Im Internet können Anleger sich gegenseitig ins Portfolio schauen und ihre Strategien kopieren. Und einige Hobby-Trader sind erfolgreicher als die Profis.

Mit der Finanzwelt hat Christian Wittig eigentlich wenig zu tun. Der 33-Jährige arbeitet in einem Fitnessstudio in Leipzig, ist Normalverdiener. Im Internet aber ist er unter dem Pseudonym "Running Chris" innerhalb weniger Monate zum Anleger-Phänomen geworden. Seit März erzielt er mit seinen Spekulationen auf den Dax im Schnitt 30 Prozent Rendite pro Monat, im Juni waren es fast 50 Prozent. "Mit den Zinsen auf Tagesgeld gleicht man höchstens die Inflationsrate aus, ich wollte einfach eine bessere Anlageform finden", sagt Wittig. Das ist ihm gelungen. Tagesgeldkonten bringen oft nicht einmal ein Prozent Rendite – pro Jahr.

Hundertausende Anleger sind weltweit bereits auf Social Trading umgestiegen.

Hundertausende Anleger sind weltweit bereits auf Social Trading umgestiegen.

(Foto: imago/Hans-Günther Oed)

Wittig handelt online auf einer Social-Trading-Plattform, einer Mischung aus Online-Depot und sozialem Netzwerk. Hier können Anleger die Portfolios, Profile und Statistiken von allen anderen Usern anschauen, jeden Trade in Echtzeit mitverfolgen und sich darüber austauschen. Hundertausende Anleger sind weltweit bereits auf Social Trading umgestiegen, zu den bekanntesten Plattformen gehören eToro, Wikifolio, Ayondo und ZuluTrade. Das eigentlich revolutionäre beim Social Trading ist die Möglichkeit, das Anlageverhalten anderer zu kopieren. Die Plattform legt das eigene Geld dann künftig automatisch genauso an wie der ausgewählte Trader. Der Vorteil: Einsteiger können ohne Vorkenntnisse aus tausenden erfolgreichen Anlegern wählen und an deren Erfolg teilhaben. Auch für die aktiven Händler lohnt sich dieses System, denn sie werden am Gewinn ihrer Kopierer beteiligt. Wittig etwa verdient mit dem Erfolg seiner Anhänger mehrere hundert Euro im Monat. Die erfolgreichsten Trader können ihren Lebensunterhalt allein durch diese Gewinnbeteiligung bestreiten.

In Zeiten sozialer Medien ist der Einzug gemeinschaftlicher Elemente in die Finanzwelt nur konsequent. Das klassische Depot bei der Bank oder der Termin beim Anlageberater sind für die Anbieter nicht mehr zeitgemäß. "Bei uns ist alles transparent, es gibt keine Ordergebühren und auch das Depot ist umsonst", sagt Sarah Brylewski, Geschäftsführerin der Plattform Ayondo. Ihr Geld verdienen die Anbieter vor allem über einen höheren Spread. Will man zum Beispiel eine Aktie verkaufen, ziehen die Plattform und der ausführende Broker einen kleinen Teil des Verkaufspreises für sich ab.

Hohe Rendite, hohes Risiko

Auf Social-Trading-Plattformen wird mit denselben Finanzprodukten gehandelt wie bei der Bank oder bei Investmentfonds. Trotzdem finden sich unter den aktiven Tradern tatsächlich einige, die die Renditen der Profis in den Schatten stellen. Die irrwitzige Wertentwicklung mancher Portfolios liegt aber vor allem am hohen Risiko, das die Trader eingehen - zum Beispiel durch Devisenhandel oder hochspekulative Kurswetten. Dementsprechend findet man unter den Händlern nicht nur solche mit Traumrenditen, sondern auch viele, die ihr Geld – und das ihrer Kopierer – verloren haben.

Einsteiger dürften sich schwertun, das Risiko beim Kopieren einer Anlagestrategie richtig einzuschätzen. Um zu verhindern, dass Hobby-Anleger ihr Geld dem Falschen anvertrauen, bewerten viele Anbieter die aktiven Händler mit einem Risiko-Ranking. Außerdem durchlaufen die Trader oft eine Art Plattform-Karriere, von der ihre Gewinnbeteiligung abhängt. Auf die hohen Levels kommen sie nur durch langfristigen Erfolg.

Anleger sollten sich außerdem bewusst sein, dass sie ihr Geld beim Social Trading nicht einer Bank anvertrauen. Plattform und Broker können pleitegehen und das angelegte Geld ist dann womöglich weg. Bei der Wahl des Anbieters sollte man sich genau informieren, wie dieser sich gegen den Pleite-Fall absichert. Bei Wikifolio liegt das angelegte Geld beispielsweise in der Regel auf deutschen Banken, dadurch gilt die Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Anleger. Ayondo und eToro versichern das Geld ihrer Kunden zwar, allerdings nur in begrenzter Höhe.

Quelle: ntv.de

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