Erwartungen immer höher ZEW-Index dreht auf
18.01.2011, 12:02 UhrFinanzmarktexperten üben sich wieder in Optimismus. Die Konjunkturerwartungen für die nächsten sechs Monate steigen erneut deutlich. Die Einschätzung der Konjunkturlage verbessert sich dagegen nur leicht. Damit bleibt die Beurteilung den zweiten Monat in Folge etwas hinter den Erwartungen zurück.

Angesichts niedriger Zinsen dürfte die Nachfrage nach Investitionsgütern weiter ansteigen.
(Foto: dapd)
Börsenprofis glauben wegen guten Aussichten für Konsum und Investitionen an eine Fortsetzung des deutschen Aufschwungs im neuen Jahr. Das ZEW-Barometer für die Konjunkturerwartungen von Anlegern und Analysten in den kommenden sechs Monaten stieg im Januar überraschend deutlich um 11,1 auf 15,4 Punkte.
Das teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter rund 300 Börsianern mit. Zu der positiven Einschätzung dürfte nach Ansicht der Finanzmarktexperten beigetragen haben, dass "im In- und Ausland wieder investiert wird", teilte das Institut mit.
Optimistischer waren die Börsenprofis zuletzt vor einem halben Jahr. Experten hatten lediglich mit 6,8 Zählern gerechnet. Trotz des Anstiegs ist das Barometer aber noch weit von seinem langfristigen Durchschnittswert von 26,8 Punkten entfernt.
"Nachfrage dürfte steigen"
"Das aktuell niedrige Niveau der Realzinsen dürfte die Nachfrage nach Investitionsgütern in Deutschland stärken", erklärte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Bei niedrigen Zinsen ist es weniger interessant, Geld anzulegen, und attraktiver, sich Geld zu leihen und zu investieren. Franz fügte hinzu, eine "gestiegene Arbeitsplatzsicherheit" trage "zur Belebung des privaten Konsums bei".
Die Lage beurteilten die Experten ebenfalls besser. Dieses Barometer stieg leicht um 0,2 auf 82,8 Punkte. Erwartet hatten sich die Ökonomen mit 84 Punkten allerdings mehr. "Die gestiegene Arbeitsplatzsicherheit trägt zur Belebung des privaten Konsums bei", begründete ZEW-Präsident Wolfgang Franz die wachsende Zuversicht der Experten. "Das aktuell niedrige Niveau der Realzinsen dürfte die Nachfrage nach Investitionsgütern in Deutschland stärken."
Für 2011 erwartet der von Franz geleitete Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen ein Wachstum von 2,2 Prozent. 2010 hatte es ein Plus von 3,7 Prozent gegeben.
"Auf sicheren Beinen"
Carsten Brezski, Chefökonom der ING, sagte, das Vertrauen in die Stärke des deutschen Aufschwungs scheine fast blind: "Das Vertrauen der Investoren trotzt der anhaltenden Schuldenkrise und auch dem strengen Winter." Die Wirtschaft befände sich aber tatsächlich in sicherem Fahrwasser. "Ein breit gefächerter Exportmix, der Arbeitsmarkt und die Verbesserung des privaten Konsums sollten das Wachstum 2011 auf breite Beine stellen."
Trotz rosiger Aussichten mahnen Experten in ersten Reaktionen zur Vorsicht. Die Wachstumsdynamik werde sich im zweiten Quartal trotz "guter Perspektiven" tendenziell abschwächen, sagte Andreas Scheuerle von der Dekabank.
Quelle: ntv.de, rts